Ob in Seoul, Palma de Mallorca, Kuala Lumpur, Macau oder dem New Yorker Madison Square Garden: Roger Federer hat in seiner grossen Karriere schon rund um den Erdball Showspiele bestritten. Eigentlich hätte dieser Liste von Exhibition-Schauplätzen am 22. Dezember die saudi-arabische Stadt Dschidda hinzugefügt werden sollen.
Doch Federer gab den Organisatoren einen Korb! «Sie haben mich tatsächlich angefragt», bestätigt Federer das Saudi-Interesse. «Aber ich will nicht spielen. Ich trainiere dann lieber», sagt er im Vorfeld des Hallenturniers von Paris, wo der 37-Jährige heute Abend (19.30 Uhr live bei BLICK) gegen den Kanadier Milos Raonic die Jagd auf seinen 100. ATP-Titel beginnt.
Das Brisante an Federers Absage: An seiner Stelle bestreiten nun mit Rafael Nadal und Novak Djokovic die Weltnummern eins und zwei den Schaukampf in Saudi Arabien – und kassieren dafür eine Gage von je einer Million Dollar! Eine Summe, die Roger offenbar nicht ans Rote Meer locken konnte.
Blasen Nadal und Djokovic die Exhibition ab?
Allerdings: Ob Nadal und Djokovic kurz vor Weihnachten tatsächlich in Saudi Arabien aufschlagen, ist fraglich. Spätestens seit der regime-kritische Journalist Jamal Khashoggi anfangs Oktober im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet wurde, stehen Sport-Events im Wüstenstaat in einem schiefen Licht.
Bisher hält die Formel E aber an ihrem Rennen am 15. Dezember in der Haupstadt Riad ebenso fest, wie die europäische Golf-Tour an ihrem Turnier anfangs 2019.
Was machen nun Nadal und Djokovic? Den Vertrag mit den Veranstaltern sollen sie schon vor einem Jahr unterschrieben haben. Sie wollen weitere Informationen einholen, um eine eventuelle Absage zu prüfen.
Allan Hogarth, Sprecher der Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert gegenüber der «Times»: «Es ist an Nadal und Djokovic zu entscheiden, wo sie ihre lukrativen Schaukämpfe austragen. Aber wenn sie nach Dschidda gehen, sähen wir es gerne, wenn sie ihre Bekanntheit nützten, um Menschenrechtsverletzungen aufzubringen.»
Saudi Arabien stand aufgrund seiner Rolle im Jemen-Konflikt schon vor dem Khashoggi-Mord international in der Kritik. Hatte Federers Absage also auch politische Gründe? Der Maestro gibt sich diplomatisch: «Ich will dort zu diesem Zeitpunkt nicht spielen. Für mich war es eine schnelle Entscheidung.» (cmü)