Djokovic braucht gegen Fritz ein Medical Time-Out
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Wegen Muskelverletzung:Djokovic braucht gegen Fritz ein Medical Time-Out

Wie schlimm ist die Bauch-Verletzung wirklich?
Simulanten-Vorwürfe an Djokovic

Der achtfache Aussie-Open-Champ Djokovic sieht sich wegen seinem gestrigen «Leidenssieg» über Fritz wieder Kritik ausgesetzt. «Alles nur Theater», schiessen viele gegen ihn.
Publiziert: 13.02.2021 um 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2021 um 17:05 Uhr
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Mehrmals lässt sich Djokovic auf dem Platz behandeln.
Foto: AFP
Cécile Klotzbach

Es sind Vorwürfe, mit denen Novak Djokovic seit seinem Aufstieg in die Tennis-Elite leben muss: Verletzungs-Theatralik, Psychospielchen, Simulation! Besonders in frühen Jahren seiner Karriere gab der Serbe oft auf. In den späteren häufen sich seine medizinischen Time-outs in brisanten Match-Momenten oder wenn er am Rande einer Niederlage steht. Er lässt sich behandeln, sammelte sich in den Pausen, bricht so den Rhythmus seiner Gegner, die es mental eh schwer haben, ihr Spiel gegen einen vermeintlich angeschlagenen Widersacher durchzuziehen.

So auch gesehen beim erwürgten Achtelfinaleinzug gegen den Amerikaner Taylor Fritz. Allerdings führt Djokovic bequem mit 2:0 Sätzen, als der Spuk beginnt. Nachdem er sich zu Beginn des nächsten Durchgangs abseits des Courts behandeln lässt, entgleiten ihm die Sätze drei und vier. Dabei lässt er mehrmals den Physio kommen und sich am Bauch massieren. Im Fünften scheint alles wieder um Lot. «Ich hatte starke Schmerzen und nahm die höchstmögliche Dosis an Schmerzmitteln ein», erklärt der «Djoker» nach dem «ohne Zweifel einer der speziellsten Siege meiner Karriere» die Erklärung.

Fritz nimmt ihm das nicht ab

Die glauben ihm nicht alle. «Ich freue mich für ihn, dass er sich so gut erholt hat», sagt Verlierer Fritz später – zweifelsfrei mit ironischem Unterton. «Wenn er wirklich, wirklich verletzt wäre, hätte er nicht weitergespielt. Im 5. Satz sah es nicht mehr nach Kampf bei ihm aus.» Der Australier Thanasi Kokkinakis – Freund von Djokovic-Hasser Nick Kyrgios – twittert sogar: «In zwei Tagen einen Muskelriss ausheilen?! Bring mir das bei». Dann löscht er den Eintrag wieder.

Sogar der eigentlich zu Objektivität verpflichtete Eurosport-Mann kann seine Zweifel an Djokovics Zustand beim Kommentieren nicht unterdrücken. «Mit einer solchen Verletzung kann man unmöglich mit 190 km/h servieren», sagt er und wendet sich an die Zuschauer: «Bilden Sie sich ihr Urteil selbst. Aber ich habe einfach schon zu viele Matches von Djokovic kommentiert, die ähnlich verliefen.»

Spott von McEnroe und Hewitt

So auch letztes Jahr in Melbourne. Im Halbfinal gegen Roger Federer und im Final gegen Dominic Thiem nahm die Weltnummer 1 «Medical Time-outs» wegen unerklärlichem Unwohlsein. Djokovic holte seinen 8. Austealian-Open-Titel. Dafür musste er aber den Hohn der Tennis-Legenden und John McEnroe und Lleyton Hewitt hinnehmen. Zynisch sagt «Big Mac» am TV: «Er hat den Arzt, er hat den Physio, er hat Drinks, was zu essen – was fehlt ihm denn noch?» Aussie-Experte Hewitt spottet: «Er liegt mit Doppelbreak hinten, es ist wohl der Spielstand, der ihn krank macht.»

Noch ein Beispiel liefern die letzten French Open. Nachdem Djokovic Pablo Carreño Busta trotz Schulterproblemen in vier Sätzen eliminiert hatte, blies der Spanier ins gleiche Horn wie Taylor Fritz gestern: «Ich weiss nicht, ob Novak Probleme hat oder ob es einfach ein mentales Thema ist. Jedes Mal, wenn es für Novak in einem Spiel schwierig wird, fordert er den Doktor an.»

Sei es wie es ist – nur der Serbe weiss, wie es ihm wirklich geht. Und der ist offensichtlich beunruhigt. Es sei etwas Ernsthaftes, er wisse nicht, ob er zu seinem Achtelfinal gegen den Kanadier Milos Raonic antreten könne. Sollte Djokovic tatsächlich aufgeben, so haben ihm viele Leute Unrecht getan.

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