Die Protagonisten finden viele Argumente für den Laver Cup. «Es geht um Ehre und Prestige», sagt Captain Björn Borg. «Es geht um viel Geld», sagt sein Gegenpol John McEnroe. «Es geht darum, für sein Land und die Tennislegenden zu spielen», sagt Rafael Nadal. «Es geht um die Liebe zum Sport», sagt Mitbegründer Roger Federer.
Dessen «fünftes Baby» wurde vor seinem dritten Lebensjahr in den ATP-Kalender aufgenommen, profitiert so vor allem im organisatorischen Bereich. Und doch reissen Diskussionen um die sportliche Wertlosigkeit des Teamwettbewerbs, der neben dem neuen ATP Cup im Januar und dem neu definierten Davis-Cup-Format einer zu viel sein könnte, nicht ab.
Tsitsipas füttert die Kritiker
Das PR-Brimborium erdrückt die sportliche Komponente im Vorfeld tatsächlich. Stefanos Tsitsipas füttert die Kritiker noch, indem er sagt: «Die Leute erwarten von uns eine Show, wir werden sie liefern.» Kollege Alexander Zverev sieht den Laver Cup indes keineswegs als Schaukampf. Der 22-jährige Deutsche ist der einzige Europäer neben Roger Federer, der in Prag wie in Chicago war und nun auch hier dabei ist. Und zwar mit Leib und Seele.
Auf der Tour geht er in dieser Saison durch ein Krisental. In Genf, wo er 2019 seinen einzigen Titel holte, weiss der von Teamkollege Tsitsipas als «Deutscher Schäferhund» Bezeichnete genau, was zu tun ist: seinen Schäfchen dienen. Trainieren, anfeuern und auf sehr hohem Level spielen, wenn dazu aufgefordert. Gefragt, was er jenen sagt, die dem Anlass den sportlichen Wert absprechen, reagiert Sascha emotional: «Gibt es die? Ich kenne keinen!» Es folgte ein Wortschwall: «Wenn Roger und Rafa in einer Mannschaft sind, wenn sie Doppel spielen, sich anfeuern, sich coachen – wie kann das bitte wertlos sein? Auch wenn man kein Tennisfan ist, muss man sich das doch anschauen!»
«Amerikaner lieben Teamsport»
Nun, vielleicht ist Zverev als Spieler von Federers Sportagentur Team8, die den Laver Cup ins Leben rief, nicht ganz unbefangen. Seine Begeisterung dafür, unter dem Einfluss von Roger und Rafa Erfahrungen zu sammeln, wirkt zwar aufrichtig. Aber hält sie auch an, wenn der Anlass nach dem Ende der Karriere der beiden Lichtgestalten seine Strahlkraft verliert?
John Isner, Bürger eines Landes, wo Tennis neben Basket-, Foot- und Baseball keine Nummer-1-Sportart ist, glaubt daran: «Wir Amerikaner lieben den Teamsport über alles! Auch der Ryder Cup im Golf musste irgendwann mal anfangen. Und er hat sich fest institutionalisiert.»