Quasi im Lehnstuhl – in den Ferien, im Afrika-Camp oder auf dem Trainingsplatz – wird Roger Federer ab nächsten Montag wieder die Weltnummer 1. Eine Bomben-Nachricht aus Schweizer Sicht, zumal uns Rafael Nadal die Hoffnungen schon fast begraben liess. Vor dieser Sandsaison schien es kaum möglich, solch eine beinahe perfekte wie letztes Jahr zu wiederholen. Vier Titel hat er zu verteidigen – bei nur 100 Punkten Vorsprung auf Federer sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis der Schweizer ihn wieder an der Spitze ablösen würde.
Als der Mallorquiner dann weder in Monaco, noch in Barcelona und bis in die Viertelfinals auch beim Masters 1000 in Madrid keinen einzigen Satz abgab, dabei hochkarätige Gegner wie Gael Monfils, Grigor Dimitrov, Kei Nishikori oder David Goffin gnadenlos abfertigte, wuchs der Glauben, dass er es doch noch mal kann. 14 Siege in Folge ohne Satzverlust – zusammen mit 2017 sind es 21 Siege in Serie: Nadal ist auf Sand einfach unbezwingbar, wenn er gesund ist.
Und nun kommt Dominic Thiem daher und beweist das Gegenteil! 7:5, 6:3 fegt er den Titelverteidiger mit Pauken und Trompeten aus dem Rennen. Ausgerechnet der Österreicher, der beim 0:6, 2:6 in Monte Carlo noch keinen Stich gegen den Spanier hatte. Oder besser: Wieder der Österreicher! Denn genau der hatte Nadal schon in der letzten Saison – damals in Rom – die einzige Niederlage auf Sand zugefügt. Im Madrid-Final trifft der Österreicher am Sonntagabend auf Alexander Zverev.
Dass Thiem dies in Madrid gelingt, ist allerdings auch am logischsten. In der auf 700 Höhenmetern liegenden iberischen Hauptstadt, wo die Bälle etwas schneller fliegen als anderswo auf Sand, ist Nadal am verwundbarsten. Hier gewann er bislang «nur» fünfmal. Unter anderem verlor er in Madrid auch einen Final gegen Federer – eine von zwei gewonnenen Sandduellen für den Baselbieter.
Auch dieses Nadal-Out dürfte sich für den erneuten King Roger wie ein Sieg anfühlen. Die Freude könnte jedoch nur von kurzer Dauer sein. Schnappt sich Nadal nämlich nächste Woche den Turniersieg in Rom, erobert er den Tennis-Thron postwendend zurück.