Es ist ein Thriller, wie wir ihn mit Marathon-Stan schon so oft durchlitten haben. Er schafft es immer wieder, unseren Puls in die Höhe und den Schweiss in die Hände zu treiben. Nach gut dreieinhalb Stunden endet das 4:6, 6:4, 6:3, 4:6, 9:11 um acht Uhr abends. Mit dem Happy End für den in Neuenburg wohnhaften Franzosen Richard Gasquet (ATP 20), der hier zum zweiten Mal in den Halbfinals steht und dort am Freitag Titelverteidiger Novak Djokovic fordert.
Ein Drama für den zweifachen Grand-Slam-Champ aus dem benachbarten Lausanne. «Eine schmerzende Niederlage», sagt Wawrinka, «aber sie tut weniger weh als letztes Jahr.» Damals kam das Viertelfinal-Out nach einer 2:0-Satzführung gegen Roger Federer. Dieses Mal sei es ein harter Kampf gewesen, bei dem er in den ersten Sätzen nicht auf gewünschtem Niveau gewesen sei. «Richard verdient diesen Sieg. Ich verpasste zu viele Chancen.»
Die grösste bietet sich in der finalen Phase bei 9:9: Stan verwandelt einen Breakball nicht. Danach steht es plötzlich 0:40. Er wehrt zwei der drei Matchbälle ab. Hoffnung keimt auf, dass der 30-jährige Romand wie kurz zuvor, als er mit dem Rücken zur Wand einen 3:5-Rückstand aufholt, das böse Ende nochmals abwenden kann. Dass wieder sein Zeigefinger zur Schläfe geht, und sein Blick zu Coach Magnus Norman und Mentor Severin Lüthi, denen er seine heutige mentale Stärke verdankt.
«Brillanz und Brutalität»
Doch dann segelt der letzte Ball hinter die Grundlinie. Ausgerechnet mit Stans bestem Schlag, der Rückhand. Bis dahin ist die Partie zwischen den beiden Stilisten mit den besten einhändigen Backhands nicht nur ein Nerven-Zerreisser, sondern auch eine Augenweide. Gegenseitig pfeffern sie sich 25 Rückhand-Winner um die Ohren. Der BBC-Kommentator überschlägt sich mit Lob: «Ihre Schläge vereinen Schönheit, Brillanz und Brutalität.»
Brutal ist vor allem das Ende – für Wawrinka.