Foto: STEFAN BOHRER

Vor French Open auf Spurensuche
Hier machte Federer seine ersten Schritte auf Sand

Anlässlich Federers Comeback in Roland Garros sucht BLICK den Tennisplatz, wo klein Roger auf Sand zu spielen begann. Und fand einen Ort, an dem nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Publiziert: 26.05.2019 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2019 um 09:51 Uhr
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Als kleiner Knirps begann Roger Federer auf den Plätzen des TC Ciba in Allschwil den Schläger zu schwingen.
Foto: zVg
Cécile Klotzbach, Marc Ribolla

Es ist ein sonniger Maitag, mittags um 14 Uhr. Klara Bösiger macht einen Spaziergang durch den Baselmattweg. Da, wo sie schon seit Jahrzehnten vorbeispaziert, auf dem Trottoir vor ihrem alten Wohnhaus.

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Heute startet sie allerdings im Altersheim gleich nebenan und schiebt einen Rollator vor sich her – Frau Bösiger ist 103 Jahre alt. Dazu hat sich die Szenerie geändert. Früher führte der Baselmattweg an acht Sandplätzen des TC Ciba, seit 2011 TC Allschwil, vorbei. Und wer Glück hatte, sah in den 80er-Jahren Klein Roger dort spielen. «Die Familie Federer war oft dort, der Vater arbeitete ja beim Pharmakonzern Ciba», erklärt Trudi Bösiger, die ihre Schwiegermutter begleitet. «Und Klaras Tochter Doris spielte sogar einmal gegen Roger Federer, obwohl sie viel älter war.»

Die alte Dame erinnert sich jetzt auch: «Als sie heimkam, erzählte sie, sie habe gegen so einen jungen Kerl verloren ...» Später war es dann eben diese Doris Bösiger, welche im Auftrag von Roger an den Swiss Indoors die Sieges-Pizza für die Ballkinder organisierte.

Tragischerweise erkrankte sie früh an Krebs. Rogers Vater Robert sei sie regelmässig im Bruderholz Spital besuchen gegangen. Und bevor sie 2007 starb, habe Doris eine Kollegin gebeten: «Sieh zu, dass der Brauch mit der Pizza weitergeht!»

Nur im Sandkasten kann man hier noch «sändele»

Nun, dieser Wunsch ist erfüllt – erst letztes Jahr verteilte Neunfach-Champion Federer zum neunten Mal wieder Pizza. Der Tennisklub, der Ort, an dem alles begann, existiert hingegen nicht mehr. Der TC Allschwil ist an den Hegenheimermattweg 104 gezügelt.

Und wo bis 2013 inmitten des 400 Meter Luftlinie von der französischen Grenze entfernt gelegenen, idyllischen Wohnquartiers fleissig «gesändelet» wurde, steht seit zwei Jahren eine riesige Überbauung. Ein moderner Komplex mit Altersresidenzen, 41 Eigentumswohnungen, Einstellhalle, Tiefgarage und grosszügiger Gartenanlage mit mehreren Kinderspielplätzen.

«Beruhigendes Plopp-Plopp der Tennisbälle»

Die Sandkästen dort sind der einzige Ort zum «Sändele». Als es um den Verkauf des Landes ging – Parzelle A 426 im Grundbuchamt Allschwil – sei Roger Federer laut den Bösigers angefragt worden, ob er es übernehmen würde. Doch daraus wurde nichts, die Immobilienfirma Sitex bekam den Zuschlag.

Und seitdem ist der Ausblick auch für die Bewohner auf der anderen Seite des Baselmattweges weder malerisch noch sportlich. Federer: «Das war hier eine wunderbare Zeit!» «Das beruhigende Plopp-Plopp der Tennisbälle war viel angenehmer als der heutige, zunehmende Verkehr», sagt Frau Walder von gegenüber.

Sie habe die Tennis-Geräuschkulisse genossen, wenn sie früher auf der Terrasse sass. Und eine Dame aus Finnland, die seit 1985 gleich um die Ecke wohnt, trauert ihren alten Kaffeekränzchen hinterher: «Ich traf mich regelmässig mit Freundinnen auf der Terrasse beim Kiosk des Tennisklubs. Das waren schöne Zeiten ...»

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Das findet auch Roger Federer, der diese Tage wieder die Sandplätze der French Open beehrt. Auch wenn der Roland-Garros-Sieger von 2009 seine Jugendjahre später im TC Old Boy Basel verbracht hat, erinnert er sich bestens an seine ersten Schritte auf Allschwiler Sand. «Am Wochenende kam ich oft mit meinen Eltern in den Klub zum Spielen, Grillieren oder Picknicken», sagt der Baselbieter in einer Videobotschaft im Oktober 2012 anlässlich einer rauschenden Abschiedsparty des TC Ciba, bei der die als Hippie verkleideten Klubmitglieder die guten alte Zeiten wieder aufleben liessen.

Vor dem Abriss sei er während der Swiss Indoors noch einmal auf die Anlage gekommen und recht nostalgisch geworden. Roger: «Hier hat alles angefangen – es war eine wunderbare Zeit!»

Roland Garros, 1. Runde

Sonntag, 26. Mai

Ca. 14.30 Uhr: Bencic (15) – Ponchet (Fr/187)

Ca. 14.30 Uhr: Federer (3) – Sonego (It/73), SRF 2

Weitere Schweizer Startspiele

Wawrinka (24) – Kovalik (Slk/132)

Golubic – Su-Wei (Taiwan/25)

Reuters

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