Es ist September 2018, als auf den Sandplätzen von GC in Zürich zwei Spieler gemeinsam trainieren. Auf der einen Seite Roger Federer, globaler Superstar. Auf der Gegenseite: Marko Osmakcic (heute 21), das vielleicht grösste Schweizer Talent seit Jahrzehnten. Federer lud damals den Teenager als Trainingspartner ein. Dieser hatte in der U13-Kategorie bereits die French Open gewonnen, war in der U14 die Weltnummer 1 und mit 14 Jahren schon Schweizer U18-Meister. Federer selbst hatte dasselbe «erst» mit 15 Jahren geschafft. 2015 darf Marko bereits im Davis-Cup-Team unter Captain Severin Lüthi mittrainieren. Klar, dass Osmakcic damals als kommender Schweizer Tennis-Star gehandelt wird.
Trash-TV statt Grand Slam
Rund eineinhalb Jahre später. Osmakcic ist im nationalen Fernsehen. Aber nicht als durchstartender Tennis-Profi – das Supertalent aus Rafz ZH ist Kandidat bei der Kuppelshow «Die Bachelorette» auf 3+!
Trash-TV statt Grand Slam: Was ist schief gelaufen? «Ich habe aufgehört», sagt Osmakcic zu BLICK. Er arbeitet jetzt als Tennis-Trainer und sagt: «Es lag nicht an meinen Fähigkeiten, die waren sicherlich ausreichend. Es lag an den Umständen und an der Prioritätensetzung. Dann kam auch noch ein Knorpelschaden im Knie dazu, der mich ein Jahr kostete. Aber ich werfe mir nichts vor und bin heute mit meinem Leben völlig zufrieden.»
Vater als strenger Trainer
Dann schildert Osmakcic, wie herausfordernd das Training unter seinem Vater Franjo war, der auch Markos zwei Jahre älteren Bruder Mario coachte. «Wir haben sehr, sehr viel trainiert. So viel, dass es uns manchmal fast verleidet ist. Mein Vater hat nicht alles falsch gemacht, aber es kam auch viel zu Streitereien», sagt Marko.
Die Bedingungen sind oft prekär. Der gebürtige Kroate bucht aus finanziellen Gründen die Tennisplätze in den Randstunden, die Osmakcic-Jungs schlagen so teilweise noch um Mitternacht Bälle. Im Winter ist die Halle zu teuer. «Sogar bei minus 15 Grad haben wir draussen gespielt. Mein Vater hat einfach einen 30-kg-Sack Salz gekauft und den Platz von Schnee und Eis befreit. Wir haben dann mit Skihandschuhen gespielt», schildert der mittlerweile ausgeschiedene Bachelorette-Kandidat.
Beim Übergang von den Junioren zu den Aktiven bleibt Osmakcic auf der Strecke. Auch, weil er mal die süssen Verlockungen im Ausgang einem Training vorzieht. Höher als Nummer 1027 schafft es der Zürcher in der ATP-Weltrangliste nie.
«Meine Biographie wäre guter Filmstoff»
Mit 21 Jahren wäre ein neuer Anlauf nicht undenkbar. Aber der Rafzer winkt ab. «Theoretisch könnte ich es nochmals probieren. Aber das würde sehr viel Energie und auch Geld erfordern. Ohne zu wissen, ob es diesmal klappt.» Lieber gibt er seine Erfahrungen als Trainer weiter, bei einer seiner Schülerin sieht er viel Potential und fördert sie.
Mit seinem Vater ist Osmakcic längst wieder im Reinen. Liebend gerne hätte ihn Marko filmisch verewigt. Der einstige Junioren-Champion erklärt: «Dass ich den Sprung nicht geschafft habe, finde ich nicht wegen des Geldes oder Ruhm und Ehre schade. Sondern nur, weil meine Biographie guter Filmstoff gewesen wäre. Wir haben wirklich jahrelang extrem hart trainiert.»
Doch nun tobte sich Osmakcic nicht auf dem Sand von Roland Garros aus. Sondern am thailändischen Sandstrand im Bachelorette-Setting.