Still und wie meist unbeachtet reiste Stefanie Vögele letzte Woche von Acapulco, Mexiko, nach Indian Wells, Kalifornien. Mit einer Grippe, fiebrig und stark erkältet. Ganz allein checkte die ruhige, 28-jährige Aargauerin im Hotel Renaissance ein, für einmal nicht betreut vom langjährigen Begleiter und Coach Ivo Werner. «Er hat Probleme mit dem Pass und darf derzeit nicht in die USA reisen», erklärt Vögele, «ich bespreche meine Matches aber mit ihm am Telefon.»
Den Rest – Trainingspartner, Physiotherapie, Massagen – organisiert sich Vögele vor Ort in den USA selbst. «Das tut mir mal ganz gut», sagt sie selbstkritisch. Sie geniesse das Alleinsein eigentlich. «Ich habe eh fast nur geschlafen oder TV geschaut, weils mir schlecht ging», sagt Vögele.
Weltnummer 4 deklassiert
Umso erstaunlicher, dass die Nummer 109 der Welt halbkrank durch die Quali schleicht. Die erste Runde gewinnt. Und dann mit einem Paukenschlag auf sich aufmerksam macht, indem sie Weltnummer 4 Sloane Stephens (USA) 6:3, 6:0 deklassiert. «Ich kam besser mit dem Wind zurecht», erklärt Steffi nach ihrem Sieg über die US-Open-Siegerin 2017, ihrem zweiten Erfolg gegen einen Top-10-Star, etwas verlegen.
Immerhin freut sie sich: «Pünktlich zum Schweizer WTA-Turnier nächsten Monat in Lugano komme ich wieder in Form.» Letzten April erreichte Vögele an den Samsung Open die Halbfinals – danach kam sie nie mehr soweit.
«Dem schenke ich keine grosse Beachtung mehr»
Am Sonntag steht die junge Frau aus Leuggern in Runde 3 des fünftgrössten Turniers der Tour. Aber der grösste Sieg ihrer Karriere gegen Stephens bedeutet nicht, dass sie gegen die 18-jährige Kanadierin Bianca Andreescu (WTA 60) Favoritin ist.
Steffi kennt ihr Problem mit der Konstanz – und sie scheint sich damit abgefunden zu haben. Die Tatsache, dass sie nach diesem Turnier wieder die Top-100 knackt, konstatiert Steffi nur mit einem Schulterzucken. «Dem ewigen Auf und Ab in meinem Ranking schenke ich schon lange keine grosse Beachtung mehr.»