Am Montag nimmt die WTA Tour nach fünfmonatiger Corona-Pause in Palermo ihren Spielbetrieb wieder auf. Im Feld der gemeldeten Spielerinnen sucht man die Titelverteidigerin vergebens: Jil Teichmann pausiert eine weitere Woche und steigt erst am 10. August in Lexington (USA) ins Spielgeschehen ein.
Europapark statt Tennis-Court
Warum entscheidet sich die Schweizerin gegen ein Turnier auf ihrer Lieblingsunterlage Sand und für eine Reise ins Corona-Epizentrum USA? Ein Grund ist die neue Berechnung der Weltrangliste: Anstatt des bisherigen 12-Monate-Systems fliessen nun die 16 besten Turniere zwischen März 2019 und Dezember 2020 in die Wertung ein.
Absolviert eine Spielerin den gleichen Event zwei Mal, zählt nur das bessere der beiden Resultate. Heisst für Teichmann: Als Titelverteidigerin kann sie weder in Palermo noch eine Woche später in Prag punkten und reist deshalb zur US-Open-Vorbereitung nach Übersee. Obwohl auch für Teichmann zuletzt keine grösseren Reisen auf dem Programm standen, gleicht ihr Instagram-Profil einem Ferienalbum: Mal vergnügt sie sich im Europapark, mal geniesst sie ein Glas Wein auf einer Dachterrasse, mal relaxt sie an einem See. So chillig wie in diesem Jahr waren Jils Sommer-Monate tatsächlich sonst nie. «Ich war viel mit meinem Bruder und unseren Hunden unterwegs», sagt die 23-Jährige über ihre Corona-Pause. «Und ich habe es genossen, viel Auto zu fahren. Dafür hatte ich vorher kaum Zeit.»
Teichmann sucht auch auf der Tour den Ausgleich zum Tennis. «Es gibt immer wieder Momente, in denen ich mich bewusst ausklinke, einen Tag alleine verbringe oder mit Freundinnen einen Ausflug mache.» Und wie steht sie zu Genussmitteln? «Schoggi ist schon das Beste auf der Welt. Die gönne ich mir ganz bewusst und in kleinen Mengen.» Auch beim Alkohol greift sie in Massen zu. «Wein liegt sehr selten drin. Aber zum Anstossen oder wenn es etwas zu feiern gibt, hat das auch einmal Platz in meinem Leben. Tennisspielerinnen sind auch ganz normale Menschen», lacht Teichmann.
«Mich muss niemand pushen»
Das Chill-Leben ist inzwischen ohnehin vorbei. Mit drei Trainingswochen in ihrer zweiten Heimat Spanien hat sich die Linkshänderin auf den Restart vorbereitet. «In der Aufbauphase spüre ich manchmal Muskeln, die ich vorher gar nicht kannte. Sobald ich ein konkretes Ziel vor Augen habe, muss mich aber niemand mehr pushen», sagt Teichmann.
Bedenken bezüglich der Corona-Situation in den USA hat sie keine: «Es werden alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Und die US Open gehören zu den absoluten Highlights. Da nehme ich die besonderen Umstände gerne in Kauf.» Letztes Jahr scheiterte sie in New York schon in der ersten Runde. Um neue Punkte für die Weltrangliste muss sie sich also keine Sorgen machen. (cmü)