Dem 20-jährigen Ben Shelton (ATP 47) mag die Zukunft gehören, in der Gegenwart stand er in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinal gegen Novak Djokovic in dessen 100. Match in Flushing Meadows aber auf verlorenem Posten. Erst am Ende des dritten Satzes zeigte er sein Potenzial, doch nach knapp zweieinviertel Stunden zog der sechzehn Jahre ältere Grand-Slam-Rekordsieger in seinen zehnten Final am US Open ein.
Bis zum 2:3 im ersten Satz konnte Shelton die Partie ausgeglichen halten. Ab und an konnte er die Fans mit seinem hochriskanten Spiel begeistern, am Ende war der Serbe aber viel zu solide und abgeklärt, um sich düpieren zu lassen. Erst mit einer 4:2-Führung im dritten Satz und dem Sieg vor Augen zeigte Djokovic ungewohnte Schwächen.
Er liess den jungen Linkshänder aus Florida wieder herankommen und musste bei 4:5 sogar einen Satzball abwehren - was er mit einem Aufschlagwinner souverän tat. Auch ein Break zum 6:5 reichte Djokovic nicht, doch im Tiebreak behielt er dann mit 7:4 die Oberhand.
Kleine Provokation von Djokovic
Nach dem verwandelten Matchball schickt Djokovic eine kleine Provokation Richtung Shelton: Er zeigt jene Telefonhörer-Geste, die Shelton nach seinem Viertelfinal-Sieg über Frances Tiafoe gezeigt hat.
In New York hat Djokovic von seinen bisherigen neun Finals «nur» drei gewonnen. Gegner wird entweder der Titelverteidiger und (noch) Weltranglistenerste Carlos Alcaraz aus Spanien oder der Russe Daniil Medwedew sein.
Mit beiden hat er noch eine Rechnung offen. Gegen Alcaraz verlor er vor zwei Monaten einen hochklassigen Wimbledonfinal, gegen Medwedew den US-Open-Final vor zwei Jahren, als er die vielleicht einmalige Chance verpasste, als erster Mann seit Rod Laver 1969 den Kalender-Grand-Slam zu schaffen. Unabhängig vom Finalresultat wird Djokovic am Montag Alcaraz wieder als Nummer 1 des ATP-Rankings ablösen. (SDA)