Wohnort Bern wird auf der offiziellen WTA-Tafel eingeblendet, als die Serbin Ana Ivanovic um 01.13 Uhr ihr Spiel gegen die Lettin Anastasija Sevarova beginnt. Die trainiert meist in Wien…
«Lassen Sie uns entspannt in den Tag kommen», sagt Eurosport-Star Oliver Fassnacht vor den ersten Bällen. Und dann ist plötzlich der Teufel los.
Ein Schrei erschüttert um 01.36 die Rod-Laver-Arena. «Die Frauen sind im Schockzustand. Ich kann nicht sagen, was passiert ist – und möchte auch nicht spekulieren. Aber es muss im Publikum einen Zwischenfall gegeben haben.» Fassnacht erstmals auf der Suche nach Worten…
Eurosport 1 schaltet sofort zum Franzosen-Duell Gael Monfils gegen Nicolas Mahut.
Um 01.53 Uhr sieht man Ana und Anastasija wieder. Ratlos herumstehen. Fassnacht: «Wir wissen immer noch nicht, was passiert ist. Eine Fortsetzung der Partie ist nicht in Sicht. Offenbar wird ein Mensch auf der Tribüne behandelt und es sieht nach dem Versuch eines Abtransportes aus. Ob da Applaus das Richtige ist? Die Spielerinnen gehen jetzt beide vom Platz.»
Um 02.06 Uhr sind sie wieder da. Drei Minuten dürfen sie sich wieder einschlagen, vom «Tatort» bis zum Morgengrauen keine Informationen. Um 02.11 Uhr geht es bei 4:3 für die «Bernerin» (die früher ja in Basel wohnte) weiter.
Ivanovic ist zu überlegen, Fassnacht von der Gegnerin «schwer enttäuscht». Um 02.48 Uhr ist der Spuk mit 6:3 und 6:3 zu Ende.
Es ist meist ruhig auf allen Plätzen. Dann um 03.06 Uhr der Auftritt einer Geheimfavoritin, die allerdings schon die Nummer 3 der Welt ist, Garbine Muguruza (22). Allein der Name entzückt. Ihre Gegnerin heisst Kirsten Flipkens (28). Die Belgierin, einst die Nummer 13 der Welt, ist auf die 80 abgerutscht.
«Sie hat aber das Zeug, Muguruza zu schaden», zeigt sich Fassnacht optimistisch und hängt noch einen dran: «Ich liebe dieses Spiel von Flipkens, weil sie noch etwas vom alten Tennissport in diese moderne Zeit zurückbringt!»
Um 04.26 Uhr ist diese erste Schlaftablette aus Melbourne geschluckt. Die Spanierin siegt ohne grosse Überzeugung mit 6:3, 6:2. Fassnacht: «Vielleicht wachen wir alle wieder auf, wenn jetzt dann Andy Murray kommt…»
Der Brite lässt das einheimische Publikum lange nicht in Stimmung kommen. Um 05.17 Uhr hat Murray den ersten Satz gegen den 110-Kilo-Brocken Sam Groth mit 6:0 gewonnen. Reporter Alex Antonitsch, ein früherer Austria-Spieler, schüttet in der Kabine schon vor dem ersten Ballwechsel seinen Kaffee aus. Kollege Markus Zöcke nimmts gelassen. «Du freust dich eben schon aufs Match.»
Und er wird besser. Groth, der mit 263 km/h bei einem Challenger Turnier in Busan (Korea) den inoffiziellen Aufschlags-Weltrekord aufstellte, kann Murray noch etwas ärgern, verliert die nächsten Sätze nach total nur 90 Minuten mit 4:6, 1:6. Antonisch: «Sam wollte mit dem Kopf durch die Wand!» Das geht bei der als Nummer 2 gesetzten Schotten nicht.
Mitten in der Nacht spielen die zwei Helden von Wimbledon 2010. Der Amerikaner John Isner macht um 03.38 Uhr gegen den Spanier Granollers Feierabend – 6:3, 7:6, 6:3.
Bereits um 02.58 Uhr ist für Nicolas Mahut gegen Gael Monfils das Australian Open im Einzel zu Ende. Der Franzose verliert 5:7, 4:6, 1:6. Wie eben auch bei jenem legendären Wimbledon-Spiel, das Isner gegen Mahut nach 11 Stunden und 5 Minuten (es wurde über zwei Tage gespielt) mit 6:4, 3:6, 6:7, 7:6 und 70:68 im fünften Satz gewann. Ein Jahrhundert-Wahnsinn.
Um 04.30 Uhr sehen wir die letzten Bälle der momentan heissesten Frau im Feld. Es ist die Weissrussin Victoria Azarenka (26). Die Melbourne-Siegerin von 2012 und 2013 macht mit Kovinic aus Montenegro beim 6:1, 6:2, was sie will. Eine nette Trainingseinheit Richtung Finale?
Als Bettmümpfeli für den Nachtvogel stand um 05.45 Uhr noch die mit ihrer Form kämpfende Schweizerin Timea Bacsinszky gegen die gefährliche Deutsche Annika Beck auf dem Programm. Ein Aufruf der Frühaufsteher: Bei SRF sollte man die Fans nicht weiter mit dauernd verschiedenen Startzeiten auf vier Teletext-Seiten (100, 180, 337 und 399) verwirren. Das geht aktueller.
Der Match beginnt dann erst weit nach 9 Uhr. Bei SRF2 sind Stefan Bürer und Heinz Günthardt am Werk. Sie sprechen natürlich von einer lösbaren Aufgabe der Nummer 11 des Turniers. Hoffentlich haben Sie Recht behalten. Der Nachtvogel wird es erst beim Aufwachen aus dem Nest erfahren…