Am 6. und 7. Februar spielt die Schweiz im FedCup in Leipzig gegen Deutschland. Ab 01.13 Uhr gibt es für Bencic, Bacsinszky und Co. aus Melbourne das Studium der wichtigsten Gegnerin: Angelique Kerber (28), die Nummer 7 des Turniers.
Sie muss gegen die Bacsinszky-Bezwingerin Annika Beck ran. Der erste Satz eine Fehlerorgie mit zwei Mentalcoaches bei Eurosport: «Mädels, dieses Spiel wird im Kopf entschieden. Kerber ist nicht auf dem Platz, sie muss endlich den Kampf annehmen. Kerber muss auf dem Gas bleiben, bis das Ding tot ist. Kerber lässt den Kopf und den Körper hängen. Das Selbstvertrauen ist im Keller. Es ist ein Unterschied, ob du eine Partie gewinnen willst oder nicht verlieren. Kerber will nicht verlieren, und das blockiert sie. Kerber will sich ins Ziel retten.»
Zum Glück muss sich der Star der Deutschen, der allerdings kaum Aufschläge von 130 km/h anbringen kann und keine Wunderwaffe besitzt, diese Sätze nicht anhören. Sie gewinnt den ersten Satz mit 6:4, weil ihre tapfere Gegnerin zu limitiert ist und zu viele Fehler macht.
Der zweite Satz? Eine Strafaufgabe für jeden TV-Zuschauer. Kerber holt ihn mit 6:0. Um 02.48 Uhr ist endlich Feierabend. Und die Schweiz kann bald mit einigen Hoffnungen nach Leipzig reisen…
Kerber trifft in den Viertelfinals auf die weiterhin heisseste Frau im Feld, Victoria Azarenka (26). Die Nummer 14 räumt auch die ungesetzte starke Tschechin Barbora Strycova (25) aus dem Turnier. Aber erstmals muss die Weissrussin kämpfen. Die ersten drei Partien hatte Azarenka 6:0, 6:0, sowie 6:1, 6:2 und 6:1, 6:1 gewonnen!
Jetzt siegt sie mit 6:2, 6:4. Victoria bekreuzigt sich auf dem Feld. Eurosport-Reporter Oliver Fassnacht wagt für Dienstag keine Prognose, glaubt aber, dass «Kerber mehr Sympathien haben wird. Azarenka ist eine Kriegerin, die hier nicht gerade geliebt und mit Kälte bestraft wird. Sie hat einfach in der Vergangenheit für zu viel Unruhe gesorgt.»
Auf Eurosport 2 wird ab 02.57 Uhr richtig herumgeballert. Gael Monfils (Nummer 23) hat mit dem ungesetzten Russen Andrej Kuznetsow einen unangenehmen «Schläger» auf der andern Seite. Reporter Jürgen Höthker muss mit seinem Schlusswort nach dem 7:5, 3:6. 6:3, 7:5-Sieg des Franzosen bis um 05.35 Uhr warten: «Zwei grosse Sportmänner. Sie gratulieren sich gegenseitig – und zeigen, dass es auch so geht.»
Monfils, «wieder mal ohne Coach unterwegs und trotzdem erfolgreich» (so Höthker) muss jetzt gegen Raonic ran.
Es war 04.50 Uhr, als Stan Wawrinka (30) zur «Mutprobe» gegen Milos Raonic (25) antritt. Kurz vor Beginn des dritten Satzes sagt der überragende Reporter Matthias Stach: «Wawrinka muss aufpassen, dass er nicht erschlagen wird!»
Stach glaubte auch nach den zwei verlorenen Sätzen des Schweizers (4:6, 3:6) immer an Stan: «Er hat ja sechsmal einen Match gedreht, bei dem er schon 0:2 zurücklag! Wawrinka hält auch jetzt seine und unsere Hoffnung auf mehr Tennis aufrecht.»
Der Mann am Mikrofon liess uns im Tal der Emotionen im Morgengrauen nie allein, analysierte jede Szene ohne grosses Wortgeschwafel. Er lobte zuerst natürlich vor allem den Hammeraufschläger Raonic, der «trotz seiner Zahnspange um so viel reifer geworden ist. Da drüber steht dieser ruhige kanadische Bär. Er zieht sein Ding hemmungslos durch. Er spielt so herrliche Volleys, ich bin begeistert. Er hat das klare Potenzial für die Top Fünf – und das dauerhaft.» In Melbourne ist er als Nummer 13 gesetzt.
Oft hatte Stach mit Wawrinka nur noch Mitleid: «Was soll er gegen solche Aufschläge mit 230 km/h auch tun? Er sucht Lösungen – und findet sie nicht. Stan ist nur noch genervt.»
Bis um 07.03 Uhr, als er die ersten Schwächen von Raonic eiskalt ausnutzte. «Weltklasse, wie Stan eine Dreisatz-Niederlage in extremis noch abwendete. Hätte Roger Federer die Rückhand von Wawrinka, hätte er sicher schon 22 Grand-Slam-Turniere gewonnen.» Bisher sind es 17…
Um 08.02 Uhr geht es dann in den entscheidenden fünften Satz. Stach: «Wawrinka hat offenbar seinen alten Bekannten wieder getroffen, den Aufschlag.» Und dieser verliess ihn aber bald wieder. Um 08:42 Uhr jubelt der Kanadier.
Stach: «Das ist es. Wir werden noch viel von ihm hören. Aber vergessen wir nicht, dass Wawrinka von diesem Virus, den er am Freitag eingefangen hat, sich bestimmt nicht ideal erholte.» Das letzte Ass kam von Eurosport-Stach.