Über 4 Mio winken bei Finals

Knackt Bencic den grössten Jackpot der Tennis-Geschichte?

Belinda Bencic schwebt im absoluten Tennis-Hoch. Erst der Halbfinal an den US Open. Dann die Qualifikation für die WTA Finals und am Sonntag feiert sie den Turniersieg in Moskau, den vierten ihrer Karriere und den zweiten der Saison. Nächste Woche in Shenzhen kann sie nun ihre bisher stärkste Saison noch vergolden.

180'520 US-Dollar erhält sie für den Turniersieg in Moskau. Peanuts. Denn die Finals in China winken mit einem Rekord-Preisgeld im Tennis.

Allein jeder Vorrunden-Sieg ist 305'000 Dollar wert. Sollte eine Spielerin ungeschlagen durch die Vorrunde kommen und sich dann in Halbfinal und Final durchsetzen, kommt sie auf ein Total von 4'725'000 US-Dollar!

Zwei Millionen mehr als die Männer!

Eine solche Summe gab es im Tennis noch nie zu holen - egal ob bei Frauen oder Männern. Zum Vergleich: Bei den ATP Finals der Männer gibt’s maximal 2,7 Millionen zu gewinnen. Und den bisher grössten Tennis-Jackpot gabs bei den US Open zu gewinnen mit 3,85 Millionen.

Die Finals wurden auf diese Saison hin von Singapur nach Shenzhen gezügelt mit einem Vertrag über 10 Jahre. Und die Chinesen haben das Total-Preisgeld kurzerhand von 7 auf 14 Millionen verdoppelt.

Bencic hat realistische Chancen

Dass Bencic das Final-Turnier der besten 8 Spielerinnen der Saison gewinnt, ist nicht unrealistisch. Denn unter den besten fühlt sich die 22-Jährige am wohlsten.

15 Matches gegen Top-10-Spielerinnen hat Bencic in dieser Saison bestritten. 9 Mal verliess sie den Platz als Siegerin. Von den sieben möglichen Gegnerinnen bei den Finals hat sie fünf mindestens einmal in dieser Saison bezwungen (siehe Box).

Denn Bencic kümmert es nicht, wer auf der anderen Seite des Netzes steht. «Ich habe mein Spiel verbessert, wenn ich musste. Ich bin fokussiert auf mich selbst, was einfacher gesagt als gemacht ist», sagt sie in Moskau.

Bencic tritt auf Augenhöhe in den Kreis der Besten und ist da, wo sie seit Jahren hingehört. Dank dem Moskau-Triumph erreicht sie das beste Ranking ihrer Karriere und ist ab Montag wieder die Weltnummer 7. Wie sie es schon im Februar 2016 einmal war – vor einer gefühlten Ewigkeit. Danach folgten die Verletzungssorgen und der damit verbundene Absturz in der Weltrangliste.

«Dieser Sieg in Moskau ist die Kirsche obendrauf»

Doch jetzt ist Bencic zurück, stärker als damals. Ihr Spiel ist aggressiv und variantenreich, aber auch kraftvoll. Doch vor allem mental hat sie einen grossen Schritt gemacht, hat ihre Nerven meistens im Griff.

So wie am Sonntag. Gegen die Russin Anastassija Pawljutschenkowa verschläft sie den Start komplett, sammelt sich dann aber dank dem guten Zureden ihres Freundes und Fitnesscoaches Martin Hromkovic und dreht auf. Am Ende fegt sie die Lokalmatadorin 3:6, 6:1, 6:1 weg, fällt ihrem Liebsten zum Dank um den Hals.

«Dieser Sieg in Moskau ist die Kirsche obendrauf», sagt Bencic. Doch wenn sie an die «unglaubliche Woche» in Moskau zurückdenkt, steht klar die Qualifikation für die Finals im Vordergrund. «Das bedeutet mir die Welt. Es war ein grosses Ziel für diese Saison. Es in letzter Minute zu schaffen, macht es nur noch emotionaler.»