Es ist ein Ritual, das bei einem Tennis-Turnier zum guten Ton gehört. Am letzten Tag steht der Direktor für Fragen zur Verfügung. Meist wird das Brimborium begleitet von Häppchen und Getränken. So auch in Indian Wells. Doch dort endet das Turnier mit einem handfesten Skandal.
Geht es nach Raymond Moore, «hängen die Frauen am Rockzipfel der Männer», nachdem er auf mögliche Änderungen bei der WTA-Tour angesprochen worden war. «Sie sollten glücklich sein, dass sie von den Männern derart profitieren», führt der 69-Jährige aus.
«Wenn ich eine von ihnen wäre, würde ich jeden Abend in die Knie gehen und Gott dafür danken, dass Roger Federer und Rafael Nadal geboren wurden, weil sie diesen Sport gross machen», sagt Moore. Und spricht einigen Spielerinnen «physische und wettkämpferische Attraktivität» zu.
Die Sexismus-Keule kommt bei den Frauen schlecht an. «Diese Bemerkungen sind sehr, sehr falsch und sehr unpassend. Keine Frau sollte vor irgendjemandem in die Knie gehen», sagt Serena Williams (34) nach ihrer 4:6, 4:6-Finalniederlage gegen Viktoria Asarenka (26).
Billie Jean King (72), die amerikanische Tennis-Legende und Mitbegründerin der Profi-Vereinigung WTA, kritisiert Moore scharf. «Alle Spieler tragen zum Erfolg bei. Ich bin sehr enttäuscht.» Sie fordert alle Frauen auf, für ihre Werte und Überzeugungen einzustehen.
Nur einer verkennt die Kontroverse, der Ukrainer Sergei Stachowski (30). «Ich wusste nicht, dass Raymond Moore als Präsident für die ATP kandidiert», schreibt er. Einst hatte er gesagt, er wolle nicht, dass seine Tochter Tennis-Spielerin werde, weil das alles Lesben seien.
Erst Stunden später rudert Moore zurück. «Was ich gesagt habe, war sehr schlechter Geschmack und daneben. Meine Äusserungen tun mir sehr leid und ich möchte mich bei allen Spielerinnen entschuldigen», lässt er ausrichten. Worte, die dem Turnier-Boss keiner mehr abkauft.
Am Montagabend wird der Druck der Öffentlichkeit zu gross. Moore erklärt seinen Rücktritt als CEO und Turnierboss von Indian Wells. Turniergründer Larry Ellison sagt in einer Mitteilung: «Ich hatte die Gelegenheit mit Moore zu sprechen. Ray hat sich zu diesem Schritt entschlossen. Ich verstehe seine Entscheidung vollständig.»