Trotz Drama um Hingis
Schweizerinnen wieder Weltklasse

Martina Hingis (34) ist beim Fed-Cup-Sieg gegen Polen die tragische Figur. Und trotzdem eine Siegerin.
Publiziert: 19.04.2015 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:00 Uhr
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Matchwinnerin Bacsinszky (hinten) und Ersatzfrau Golubic schaffen in einem dramatischen Doppel den Sieg über Radwanska/Rosolska.
Foto: Keystone
Von Simon Häring

Timea Bacsinszky (25) ist den Tränen nahe. Und Viktorija Golubic (22) strahlt über beide Ohren. Nach 11 Jahren kehrt das Schweizer Fed-Cup-Team in die Weltgruppe I zurück, der die besten acht Nationen angehören.

«Das war richtig geil! Wir haben eine super Stimmung im Team. Das war nur machbar, weil wir ein Team haben und eben nicht nur aus Einzelspielerinnen bestehen», schwärmt Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt (56).

Ein Team, zu dem seit diesem Wochenende nach fast 17 Jahren Abwesenheit auch Martina Hingis wieder gehört. Während sich Bacsinszky und Golubic nach dem dramatischen 2:6, 6:4, 9:7-Sieg gegen das polnische Doppel in den Armen liegen, klatscht die 34-Jährige auf der Bank. Und strahlt, als wäre nichts gewesen.

Dabei hätte die 16-fache Grand-Slam-Siegerin an Stelle von Golubic spielen sollen, «weil sie die derzeit beste Doppel-Spielerin der Welt ist», wie Günthardt erklärte. Er hatte nach dem Fabel-Sieg von Timea Bacsinszky, die Agnieszka Radwanska 6:1, 6:1 vom Platz fegte, an der Nomination von Hingis für das zweite Einzel festge­halten. Und ging damit ein hohes Risiko ein.

Ein Poker, der zunächst aufzugehen schien. Bei ihrem erst zweiten Einzel seit dem 19. September 2007 führt Hingis 6:4, 5:2 gegen Urszula Radwanska (24, WTA 114), ehe ihr Spiel komplett auseinanderfällt und sie am Ende eine 6:4, 5:7, 1:6-Nieder­lage einstecken muss.

Noch schlimmer: Hingis ist mit ihren Kräften völlig am Ende. Wird von Krämpfen geplagt. Die halbe Stunde Erholungszeit zwischen Einzel und Doppel reichen nicht. Martina Hingis muss das Handtuch werfen.

An ihrer Stelle spielt Golubic, 22-jährig und nur die Nummer 240 der Welt. Doch die Zürcherin steigert sich nach einem nervösen Start an der Seite der erneut starken Bacsinszky und verhilft der Schweiz damit zur Rückkehr an die Tennis-Weltspitze.

«Mit diesem Team gehören wir ganz einfach auch dort hin», freut sich Günthardt. Seiner Truppe steht eine goldige Zukunft bevor. Denn mit Belinda Bencic (18) und Stefanie Vögele (25) fehlten die Nummern zwei und drei des Landes gegen Polen.

Auf der Jagd nach dem ersten Sieg im Teamwettbewerb ist im nächsten Jahr aber auch Hingis ein wichtiger Mosaikstein. Und wird dann hoffentlich auch in ihrer Parade-Disziplin, dem Doppel, für Siege sorgen.

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