Frisch geduscht dreht Roger Federer (33) mit dem Silber-Teller für den Finalisten seine Ehrenrunde. Wie im Vorjahr verliert er in Wimbledon den Final gegen Novak Djokovic (28), der mit seinem dritten Titel im Rasen-Mekka mit seinem Trainer Boris Becker gleichzieht. «Diese Trophäe ist nicht das Gleiche, jeder weiss das», sagt Federer. Sein Ziel war klar: Der achte Titel in Wimbledon sollte her, der alleinige Rekord.
Nun muss der Baselbieter im nächsten Jahr erneut einen neuen Anlauf nehmen, um sich in Wimbledon ein Denkmal für die Ewigkeit zu setzen. Das hätte er liebend gerne schon gestern getan. Aber Federer vergibt im Final-Drama zu viele Chancen. Im ersten Satz gibt er eine Breakführung preis und vergibt zwei Satzbälle.
Das Warten auf die Siegerehrung wird zur Tortur
Hoffnung keimt auf, als er nach sieben abgewehrten Satzbällen den zweiten Durchgang gewinnt. In den Katakomben klatschen sich die Helfer bei jedem Federer-Punkt ab. Gebannt verfolgen die Bobbys, die britischen Polizisten, das Spiel vor den Bildschirmen. Die Sympathien sind eindeutig verteilt. Trotzdem verliert Federer am Ende 6:7 (1:7), 7:6 (12:10), 4:6, 3:6.
Die Siegerehrung wird für ihn zur Tortur, weil die Organisatoren dafür eigens das Dach noch schliessen. «Ich dachte einfach: Gebt Novak den Pokal, es ist sein Moment. Gleichzeitig gab mir das die Möglichkeit, mich zu sammeln.» Tränen fliessen keine: «Das Leben geht weiter. Die Kinder waren auch nicht dabei.» Deswegen sei es für ihn nicht so emotional gewesen.
Mit der Rolle des zweiten Siegers will sich Federer trotzdem nicht so schnell abfinden: «Ich bleibe hungrig und schufte jetzt noch härter. Novak war zwar besser. Aber ich werde das nicht akzeptieren und sagen, das sei normal. Denn das ist es nicht. Ich habe ihn oft genug geschlagen.» Es ist eine Kampfansage an den ungeliebten Champion, der wie im letzten Jahr die Rolle des Spielverderbers übernimmt.
Die Fans wollen Federer siegen sehen
Wie schon während des gesamten Spiels bekommt Federer auch auf der Ehrenrunde mehr Applaus als der Serbe, der nun neun Grand-Slam-Pokale in seinem Palmarès hat. «Wir werden noch viele neue Wimbledon-Champions feiern», sagt Federer. Die meisten Zuschauer sehen das anders: Sie wollen im nächsten Jahr einen alten, neuen Champion bejubeln: Roger Federer. Der verspricht prompt: «Ich komme wieder.» Dann sind vielleicht auch wieder seine Zwillings-Mädchen Charlene und Myla (5) sowie erstmals auch die anderthalbjährigen Zwillings-Buben Leo und Lenny als Glücksbringer dabei.