Traumhafter Start in die Tennis-Karriere für Leonie Küng. Nachdem sie 2018 einmal dank einer Wildcard in Gstaad WTA-Luft schnuppert durfte, qualifiziert sie sich nun erstmals aus eigener Kraft für ein WTA-Turnier. Und die Schaffhauserin brilliert in Hua Hin sofort.
Küng spielt sich erfolgreich durch die Qualifikation, reiht sechs Siege aneinander. Und steht nun gleich in ihrem ersten Final auf der WTA-Tour. Wahnsinn!
«Wenn mir das vor dem Turnier jemand gesagt hätte, hätte ich ihm gesagt: ‹Du bist verrückt und du liegst wohl falsch.› Das ist wie ein Traum, der wahr wird», sagt Küng überglücklich. «Ich hätte nie gedacht, dass ich es bis in meinen ersten Final schaffe. Es ist einfach ein unglaublicher Lauf. Ich bin so happy.»
Im Halbfinal gegen die Japanerin Nao Hibino setzt sich die Schweizer Tennis-Hoffnung in drei Sätzen durch – 7:5, 4:6, 6:3. Hibino (WTA 84) ist die dritte deutlich besser klassierte Spielerin, die Küng eliminiert.
Ein besonderes Ausrufezeichen setzt die Weltnummer 283 im Viertelfinal. Dort setzt sie sich gegen Chinas Nummer 1 Qiang Wang durch. Sie ist die Weltnummer 27, eliminierte an den Australian Open Superstar Serena Williams. Gegen Küng reichts aber nicht.
Wimbledon-Final als bisheriges Highlight
Dass aus Schaffhausen eine starke Spielerin heranwächst, ist in der Tennis-Szene längst bekannt. Mit 7 schwingt sie erstmals das Racket, folgt einem Schnupperangebot des Tennis-Clubs Beringen SH. Dort wächst sie auf einem Pferdezuchtbetrieb auf. Ihre Eltern sind Landwirte und führen eine Tierarztpraxis.
Der Aufstieg geht rasant von statten. Mit 11 Jahren zieht sie erstmals in die USA, wo sie während drei Jahren den Winter über an ihrer Karriere schleift. Das Glück findet sie in der Bollettieri-Academy aber nicht. Ihr Vater Martin zieht die Reissleine, ist nun selbst Coach von Leonie und ihrer jüngeren Schwester Lisa (17).
Mit Erfolg. 2018 gibts den bisherigen Höhepunkt der Karriere: Das erreichen des Wimbledon-Finals bei den Juniorinnen 2018.
Pfeiffersches Drüsenfieber bremst Aufstieg
Doch dann wird der Höhenflug gebremst. Küng erkrankt am Pfeifferschen Drüsenfieber an einer Borreliose. Die Tennis-Zukunft ist ungewiss.
Ein Grossteil des Jahres 2019 geht verloren, auch wenn Küng immer leicht trainieren kann. «Aber bei der kleinsten Ermüdung habe ich sofort mit Tennis aufgehört», erzählte Küng gegenüber BLICK.
Während der Zeit leidet vor allem ihr Fitnesszustand. Sie habe praktisch bei Null anfangen müssen. Doch das mit Erfolg. Gegen Wang etwa steht sie über zwei Stunden auf dem Platz und kämpft sich durch.
Küng: «Ich bin so glücklich, dass sich die harte Arbeit auszahlt. Ich habe so hart gearbeitet und lebe nun wirklich meinen Traum. Ich geniesse es einfach.»
Ranglisten-Sprung um über 100 Ränge
Durch ihren Coup macht Küng einen Riesensatz in der Weltrangliste. Aktuell ist sie noch die Nummer 283. Mit der Final-Teilnahme wird sie sich um den Rang 150 klassieren. Gewinnt sie das Turnier, dürfte sie sogar unter die besten 130 der Welt vorstossen. Gegnerin im Final (Preisgeld 21'400 US-Dollar) am Sonntag wird Magda Linette sein. Die Polin ist die Weltnummer 42.
Das grosse Ziel von Küng in diesem Jahr? Die Grand Slams. Sie hofft, sich für ein Major-Turnier qualifizieren zu können. Mit dem Coup in Hua Hin ist ihr ein erster grosser Schritt in die richtige Richtung gelungen.