Dem Slowenen Aljaz Bedene (ATP 51) geht anfangs alles etwas zu schnell. Erst wähnt er sich wohl im falschen Film nach dem frenetischen Applaus für seinen Gegner Roger Federer. Warm, geradezu heiss empfangen die Australier den 19-fachen Grand-Slam-Sieger, der mit 36 Jahren zurückgekehrt ist, um seinen Titel zu verteidigen.
Auf dem Court der «Rod Laver Arena» zeigt der Schweizer dann Bedene im ersten Aufeinandertreffen den Meister. Blitzschnell auf den Beinen punktet Federer mit Assen, Passierbällen und Vollleys. Bei seinen Aufschlagspielen gelingt dem Gegner kaum mal ein Punkt. Absolut problemlos gewinnt er den ersten Satz in 26 Minuten mit 6:3.
Die Ballwechsel bleiben kurz, Federer sucht mit aggressivem Spiel den Punkt, attackiert. Aber ganz so geschmeidig wie im ersten Durchgang läuft es in Satz 2 nicht mehr. Die Games gehen öfter über Einstand, Bedene macht deutlich mehr Punkte – Roger muss sogar zwei Breakbälle abwehren. Dennoch: Zu keiner Zeit wähnt man ihn in Gefahr, bald steht auch das 6:4 fest.
Mit einer fantastischen Vorhand entlang der Linie besiegelt die Weltnummer 2 auch im dritten Satz früh ein Break. Und damit ist auch schon der ganze Match besiegelt. Der Federer-Express überrollt seinen Gegner wieder – nach etwas mehr als eineinhalb Stunden ist auch dieser Satz 6:3 beendet.
Tennis-Legende John McEnroe macht das Court-Interview: «Wie in aller Welt bist du in deinem Alter noch so schnell?» Der Aussie-Komiker Will Ferrell kommt auch noch dazu, nennt den Schweizer gar eine Gazelle. Roger ist beinahe sprachlos. Auf eine ernsthaftere Frage antwortet er: «Zurück hier in Melbourne zu sein, ist einfach phänomenal. Hoffen wir, dass es so weitergeht, aber ich bin ja erst in der zweiten Runde.»
An der Pressekonferenz meint Federer weiter: «Meine Rückkehr auf diesen Court löste grosse Emotionen bei mir aus. Schon als ich erstmals in der Rod-Laver-Arena trainiert habe. In jeder Ecke sah ich Ballwechsel von letztem Jahr. Und das Publikum gab mir auch zu verstehen, dass sie Freude haben, mich wieder zu sehen. Das war schön.» Übers Court-Interview meint er: «Ich war überrascht, dass Will Ferrell kam. Er ist schon ein harter Befrager, da kam ich etwas in Bedrängnis! Ich weiss nicht, wie es nach aussen wirkte, aber ich fands ganz lustig.»
Nun wartet der Deutsche Jan-Lennard Struff. Der 27-jährige verkündete schon vor Rogers Erstrunden-Partie, dass er sich auf dieses Match vor grosser Kulisse riesig freut. «Jeder erwartet natürlich, dass Roger auch gegen mich gewinnen wird. Aber mein Trainer hat einen Plan, den werden wir noch gemeinsam besprechen.»
Nimmt Struff aus dem einzigen bisherigen Duell 2016 in Halle eine hilfreiche Erkenntnis mit? «Das kann man ja nicht vergleichen, weil es auf Rasen war. Ich weiss nur noch, dass ich bei seinem Aufschlag chancenlos war.» Wie Aljaz Bedene.