War es schwierig, gegen eine Kranke zu spielen, die dann aber mit 200 km/h aufschlägt?
Timea Bacsinszky: Ich achte nicht darauf, was meine Gegnerin macht, sondern fokussiere mich lieber auf meine Pläne und pushe mich, so fest es geht. Serena war heute besser. Sie fand eine Lösung gegen ein kleines Schweizer Mädchen, das sein Bestes gab, um sie zu ärgern. Auch so ein Theater ist Teil dieses Spiels. Wie es ihr wirklich ging, weiss nur sie.
Haben Sie sich gar nicht geärgert?
Ich dachte nie, dass sie das macht, um mich aus dem Takt zu bringen. Sie nahm sich viel Zeit zwischen den Punkten. Aber die Schiedsrichterin ist ja professionell genug, das einzuschätzen. Auf dieser Turnier-Ebene musst du in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren. Auchwegen der Atmosphäre und der vielen Zuschauer. So versuchte ich einfach, alle meine Energie für meine Taktik zu verwenden, nicht für Serenas.
Beschäftigte es Sie, wer gegenüber stand?
So etwas musst du vergessen. Wie ich schon immer hier in Paris sagte: Du musst nicht versuchen, immer zu brillieren, sondern effizient zu sein – und wenn du von unten servieren musst. Michael Chang tat das und siegte. Vielleicht bin ich ja aucheines Tages krank und gewinne trotzdem.
Dachten Sie schon an den Sieg, als er für Sie nur drei Games entfernt war?
Nein, daran dachte ich nie. So was passierte mir vielleicht früher, aber seit ich mit Dimitri Zavialoff arbeite, nicht mehr.
Was passierte denn, als Sie mit einem Satz und einem Break führten?
Serena steigerte ihr Niveau. Kein Wunder, sie ist eine 19-fache Grand-Slam-Siegerin. Dann musste ich das natürlich auch, um für den Sturm, den Tsunami gewappnet zu sein. Als Wettkampftyp, der nicht gerne verliert, bin ich jetzt natürlich traurig.
So traurig, dass die Tränen liefen.
Vor Enttäuschung natürlich. Ich fühle mich dann wie ein Kind, das keine Lösung für ein Problem finden konnte. Irgendwie sind wir wohl alle noch Kinder, wenn es um Emotionen geht. Dann sah ich zu meiner Box hinauf, zu all denen, die mir am Herzen liegen und extra für mich nach Pariskamen. Nur schon wenn ich von ihnen rede, bebt meine Stimme wieder...
Was sagte Ihnen Serena beim Handshake?
Gratulation, glaube ich, gut gemacht. Aber in solchen emotionalen Momenten bleibt einem alles nur etwas vage. Andy Murray konnte sich auch nicht an seine letzten Punkte erinnern, bevor er Olympiasieger wurde.
Was nehmen Sie mit aus Ihrem erster Major-Halbfinal gegen die 1?
Ich bin sehr stolz, wie ich mit der Situation umgegangen bin. Ich kämpfte bis zum letzten Punkt. In Indian Wells war ich gegen sie noch viel mehr eingeschüchtert. Nun gehe ich zurück an die Arbeit. Beim nächsten Mal reize ich meine Grenzen noch mehr aus.