Foto: AFP

Tennis-Superstar Novak Djokovic im «Équipe Magazine»
«Manchmal verliere ich die Kontrolle!»

Er hat die drei letzten Grand Slams gewonnen. Nun ist Novak Djokovic (31) aber wieder in einem Karriere-Wellental. Die Nummer eins spricht im «Équipe Magazin» über Veganer, seinen Coach, seine Intelligenz und seinen Patriotismus.
Publiziert: 01.05.2019 um 11:42 Uhr
|
Aktualisiert: 01.05.2019 um 12:49 Uhr
1/7
Novak Djokovic: «Ich war nur noch die Nummer 22 im Ranking und dachte: Du kommst nie mehr zurück!»
Foto: Icon Sport via Getty Images

Novak Djokovic über seine sportlichen Hochs und Tiefs...
So ist doch das Leben – nicht? Die Regelmässigkeit meines Spiels ist doch zuvor fantastisch gewesen. Aber in den letzten vier Jahren hat sich das massiv geändert. Ich habe nun zwei Kinder. Ich bin lange verletzt gewesen. So ist nur schon der morgige Tag unvorhersehbar.

Über seine lange Verletzungspause...
Vor 15 Monaten musste ich mich am Ellenbogen operieren lassen, war sechs Monate out. Zum ersten Mal im Leben war ich so lange out. So hatte ich Zeit, Dinge zu tun, die ich mir nicht mehr gewohnt war zu tun. Mein zweites Kind kam auf die Welt. Es war eine emotional enorm starke Periode.

Über sein Comeback...
Ich war nur noch die Nummer 22 im Ranking und dachte: Du kommst nie mehr zurück! Die Leute denken, wir seien Roboter. Aber das sind wir nicht, Wir sind Menschen wie alle anderen. Und glauben Sie mir: Ich trachte permanent danach, ein Gleichgewicht zu finden, regelmässig zu spielen.

Über Guru Pepe Imaz, den man als Grund ausmachte für Djokovics sportliche Talfahrt nach dem French-Open-Sieg 2016...
Wenn etwas in einem Leben geschieht, suchen die Menschen das Problem sofort beim anderen. Bei Pepe. Bei irgendwem. Doch das ist bei mir nicht so gewesen. Es tut mir weh, dass man so denkt. Denn dieser Verdacht der Abhängigkeit ist eine Beleidigung für meine Reife und meine Intelligenz.

Über Körper und Ernährung...
Ich bin nicht Veganer und ich esse auch nicht Gluten-frei. Ich versuche, mich bewusst zu ernähren, darauf achtzugeben, was ich meinem Körper zuführe. Aber die Veganer-Gesellschaft ist mir zu aggressiv geworden. Ich mag es nicht, wenn man jemanden danach beurteilt, ob er dieses oder jenes isst. Ich mag es ebenso wenig, wenn man die Leute in Schubladen steckt: Der ist Sportler, der andere Journalist.

Über sein Leben neben dem Tennisplatz...
Ich interessiere mich für viele Dinge. Für Musik, Geschichte etc. Lernen, lernen, lernen. Das ist essentiell. Klar sind Tennis und meine Familie die wichtigsten Dinge in meinem Leben. Ich verbringe auf den Courts dieses Planeten auch die meiste Zeit. Aber es ist nicht das einzige auf der Welt. Ich will wachsen, um ein reicherer Mensch zu werden.

Über den Spass am Tennis...
Wenn ich das nicht hätte, hätte ich längst aufgehört! Tennis ist gleichzeitig mein grösster Verbündeter wie auch mein grösser Feind. Nein, lassen Sie mich das umformulieren: Auf dem Tennisplatz erlebe ich die Hochs und Tiefs meines Charakters. Manchmal verliere ich die Kontrolle, ich schreie herum, zertrümmere mein Racket. Aber ich lebe da auch die positiven Emotionen aus. Ich spiele nicht fürs Geld. Ich spiele, um zu wachsen.

Über seine Heimat Serbien...
Ich versuche immer zu helfen und mein Land möglichst gut zu repräsentieren. Das stimmt. Aber ich will mich nicht auf mein Land beschränken. Ich will nicht einzig meine Heimat lieben und alle anderen hassen. Ich bin ein Pazifist. Einer, der am liebsten die ganze Welt umarmen möchte.

Bearbeitung: Alain Kunz

Djokovic äfft italienischen Reporter nach
1:20
Parodie mit Italo-Akzent:Djokovic nimmt Reporter auf die Schippe

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?