Die Worte des serbischen Aussenministers sind brisant. Ivica Dacic macht Novak Djokovic in einem Interview zur politischen Schachfigur. Der Tennisspieler sei demnach involviert im serbischen Bestreben, dass der Kosovo seine Unabhängigkeit verlieren soll.
Dacic spricht im serbischen Happy TV darüber, dass die Regierung die eigenen Marken so weit wie möglich in der Diplomatie einsetzen müsse. So wie Djokovic.
«Novak hat immer gefragt was wir machen können, freute sich über jeden Rückzug der Anerkennung Kosovos», behauptet Dacic gemäss «Blic.rs». Dacic bindet ihn auch immer wieder in seine diplomatischen Beziehungen ein. «Viele Staatsmänner haben mich nach ihm gefragt. Ich habe ihn angerufen, um ihnen einen Ball oder einen Schläger mit einem Autogramm zu schicken.»
Kosovo-Botschafter attackierte Djokovic
Djokovic als Spielball im Streit zwischen Serbien und dem Kosovo. Schon Anfang Jahr geriet der 32-Jährige zwischen die Fronten. Damals hatte es Kosovo-Botschafter Edon Cana auf Djokovic abgesehen, beschimpfte ihn als «primitiven, rückständigen und einfachen Balkan-Nationalist und Chauvinist».
Der Grund für diese Tirade gegen den Tennis-Star war das serbische Volkslied «Vidovdan», mit dem er und seine Kumpels den Sieg Serbiens am ATP-Cup bejubelten. Darin singen sie: «Niemand kann den Kosovo meiner Seele entreissen.»
Obwohl das Lied von 1989 stammt und sich auf die Schlacht auf dem Amselfeld aus dem Jahr 1389 bezieht – also nicht auf den Kosovokrieg vor rund zwanzig Jahren — wirkt diese Textpassage wie eine Ohrfeige in Richtung des Kleinstaats, der seit 2008 als unabhängig anerkannt ist. Denn Serbien weigert sich nach wie vor, den Kosovo als eigenständigen Staat anzusehen.
Und jetzt soll also Djokovic sogar dabei helfen, ebendiese Eigenständigkeit des Kosovo zu beenden. Wie genau die Rolle der Weltnummer 1 dabei ist, bleibt unbekannt. Seine nationalistische Haltung aber offenbarte er schon vor Jahren.
Djokovic: «Der Kosovo ist Serbien»
Als der Kosovo 2008 seine Unabhängigkeit erklärte und in Belgrad Proteste ausbrachen, richtete er sich in einem Video an die Demonstranten. «Wir sind bereit zu verteidigen, was rechtmässig uns gehört. Der Kosovo ist Serbien», sagte Djokovic.
Später bekräftigte er diese Aussage im «Spiegel». Sein Vater sei im Kosovo geboren, sein Onkel, seine Tante. «Es ist die Wiege meiner Familie und der serbischen Kultur überhaupt. Ich bereue nicht, was ich getan habe. Wir wollen Gerechtigkeit, aber die bekommen wir nicht.» (sme)