Der Mann spricht offen an, was ihn beschäftigt!
«In der Vorbereitung auf diese Saison bin ich in ein Loch gefallen. Ob die Lockerheit kommt, wird man sehen, ich weiss es nicht, ich hoffe es», sagt ein nachdenklicher Dominic Thiem in einem «Standard»-Interview. Neun Spiele – vier Niederlagen. 2021 ist er definitiv noch nicht auf Touren gekommen. Aktuell kuriert der Österreicher eine Knieverletzung aus. In Madrid (ab 2. Mai) will er auf die Tour zurückkehren.
Der 27-Jährige, der im September 2020 an den US Open seinen ersten Grand-Slam-Titel gewann, kämpft nicht nur mit Blessuren. Die Pandemie und ihre Auswirkungen setzen ihm emotional zu. «Corona hat die schönen Sachen genommen, vom Reisen angefangen, das freie Bewegen. Die schlechten Sachen bleiben.» Es sei schwierig, Woche für Woche unter diesen Umständen durchzuspielen. «Es gibt Typen, die das wegstecken, für die ist das Leben in der Bubble wahrscheinlich sogar ein Vorteil, etwa für Evans oder Bublik. Die haben Probleme, sich in normalen Zeiten auf den Sport zu fokussieren.»
«Die Anlage wurde währenddessen evakuiert!»
Auf die Frage, ob er unter «der Bubble, der Blase, den Quarantänevorschriften» extrem leiden würde, antwortet Thiem klar und deutlich: «Ja, sicher.» Er berichtet vom Turnier in Dubai von Mitte März: «Wir waren eingesperrt, ausserhalb herrschte aber normales Leben. Du wurdest um 21 Uhr aus dem Hotel gelassen und durftest in ein leeres Stadion einlaufen. Das ist nicht so toll.» In den Vereinigten Arabischen Emiraten verliert er denn auch sogleich bei seinem Startspiel gegen den Südafrikaner Lloyd Harris in zwei Sätzen. Es ist sein bislang letzter Auftritt auf der Tour.
Beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, an den Australian Open, ist für den Weltranglisten-Vierten, der im Jahr zuvor das Endspiel erreichte, in den Achtelfinals vorzeitig Schluss. Zuvor kämpft er in der 3. Runde Lokalmatador Nick Kyrgios nieder. Nach 0:2-Satzrückstand siegt er letztlich nach knapp dreieinhalb Stunden mit 6:4 im fünften.
Die Atmosphäre in Melbourne sei unglaublich gewesen, obwohl die Leute nicht zu ihm gehalten hätten, erinnert sich Thiem. «Und auf einmal war Lockdown. Ich kam spätabends verschwitzt in die Umkleide, und die Anlage wurde währenddessen evakuiert – wie bei einem Atomunfall. Am übernächsten Tag gegen Dimitrow herrschte extreme Mittagshitze in der Einsamkeit. Ich habe es nicht geschafft, das durchzudrücken, mit der Situation fertigzuwerden.»