Neben den glanzvollen Auftritten von Roger Federer, Stan Wawrinka und Co. an den grössten Turnieren der Welt fristen die Schweizermeisterschaften im Tennis ein Schattendasein. So auch die Hallen-Titelkämpfe letzte Woche in Biel. Deshalb ist es nur eine Handvoll Zuschauer, die mitbekommt, was sich im Final der Männer abspielt. Und doch schlägt es bei Swiss Tennis hohe Wellen.
Der Verband findet deutliche Worte zum Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten Yann Marti (27) und Robin Roshardt (27). Bei Swiss Tennis spricht man von einem «unwürdigen Finale» und nimmt sogar das Wort «Skandal» in den Mund. Das Verhalten beider Spieler sei «alles andere als vorbildlich» gewesen.
Was ist passiert? Im ersten Satz präsentieren sich beide Spieler nervös, kassieren ein Break nach dem anderen. Immer wieder kommt es dabei zu unschönen Szenen wegen strittiger Schiedsrichter-Entscheide zwischen den beiden Hitzköpfen, die sich nichts schenken wollen. Roshardt provoziert verbal – Marti sogar tätlich, indem er einen Ball in Richtung seines Gegners schiesst und ihn dabei nur knapp verfehlt.
Auch mit seinem Aufschlag zielt Marti offenbar wiederholt auf den Kopf seines Gegners, sodass der Schiedsrichter denn auch eine Verwarnung ausspricht. In einem engen Tiebreak holt sich Marti schliesslich den ersten Satz. Und geht im zweiten schnell mit 2:0 in Führung. Da packt Roshardt unvermittelt seine Tasche und verlässt den Platz – Aufgabe ohne Begründung. «Das sind zwei Spieler, die sich nicht benehmen können. Gegenseitig und gegenüber Dritten», kritisiert Karin Rosser, stellvertretende Leiterin Wettkampf bei Swiss Tennis. Auch die Schiedsrichter und Offiziellen seien von den beiden gleichaltrigen Zankhähnen, die sich noch nie gut verstanden hätten, angegangen worden. Die Konsequenz: «Wegen unsportlichen Verhaltens und Verstosses gegen unser Reglement hat der Verband ein laufendes Verfahren gegen beide eingeleitet», so Rossner. Der Entscheid über Konsequenzen liege nun bei Andreas Fischer, dem Leiter Wettkampf von Swiss Tennis.
Marti erklärte gegenüber «Le Nouvelliste», dass er sich sicher gewesen sei, «mental und physisch stärker» zu sein als sein Gegner. Am Ende habe er ihn «gebrochen». Dass der Walliser Marti ein Stur- und Hitzkopf ist, ist spätestens seit seinem Davis-Cup-Rauswurf Anfang Jahr bekannt. Er und sein ebenso aufbrausender Vater hatten über Yanns Nicht-Nomination für den Final in Lille gewettert und dem Team um Roger Federer und Captain Severin Lüthi Vetternwirtschaft vorgeworfen.
Noch diesen Sommer kämpften sich Marti und Roshardt, der in Zürich seine eigene Tennis-Akademie leitet, Seite an Seite zum Erfolg. Gemeinsam siegten sie für den TC Froburg, den neuen Schweizermeister im Interclub der NLA – sogar im Doppel!