Tennis-Legende Rod Laver (80) über Federer
«Roger sagte mir, er würde 
gerne bis
 40 spielen»

Rod Laver war nie weg vom Fenster. Aber Roger Federer hat seinen Namen wieder aufleben lassen, sagt die 80-jährige Tennis-Legende dankbar.
Publiziert: 18.03.2019 um 15:45 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2019 um 14:52 Uhr
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Zwei Grosse unter sich: Legende Rod Laver und Roger Federer (hier an den Australian Open 2017).
Foto: AFP
Cécile Klotzbach
Cécile KlotzbachSport-Redaktorin

Mr. Laver, haben Sie eine Beziehung zur Schweiz?
Rod Laver:
Sie geht leider nicht über die Turniere hinaus, die ich dort gespielt habe. Ich war in 
Lausanne, Gstaad ... Aber sie führt natürlich auch über Roger Federer. Er und sein Manager Tony Godsick 
kamen mit der Idee für den Laver Cup. Sie wollten meinen Namen dafür benutzen – und durch 
mich kam der Anlass dann auf die Welt. Bis jetzt ist er eine Erfolgs­geschichte, auch die Spieler geniessen den Event. Ich freue mich sehr auf nächsten September in Genf.

Sie sitzen auch mit 80 auf vielen Tribünen dieser Welt. Ihre Leidenschaft fürs Tennis muss noch sehr gross sein.
Oh ja, ich liebe es, Tennis zu sehen, liebe es, noch Teil davon zu sein. Wenn ich an all diese Orte reise, sehe ich meine alten Turnier-Freunde wieder. Die einen kommen nur nach Australien, die anderen nur in die USA oder nach Europa. In Paris war ich auch ein paar Jahre nicht mehr, aber dieses Jahr gehe ich!

Das passt, dort sehen Sie auch Federer wieder.
Ich hoffe es, er war ja auch länger nicht da. Vielleicht kann sich Roger dort wieder mal entfalten. Aber da ist ja auch noch Rafael Nadal mit seinen elf Titeln ... Und Novak 
Djokovic dürfen wir in Paris auch nicht unterschätzen.

Ist seine Entscheidung richtig, wieder auf Sand zu spielen?
Vielleicht nicht die beste, aber eine schöne Entscheidung. Roger soll machen, was er will und was sein Herz ihm sagt. Er wird kaum nach Roland Garros gehen und denken, er gewinnt es. Aber er wird denken, ich könnte es gewinnen – warum sollte er auch keine Chance haben?

Geht er ein Risiko ein?
Wenn er viele Fünfsatz-Matches über vier Stunden und mehr spielen muss, ist das nicht von Vorteil für Wimbledon. Das wäre schade, denn ich glaube, er hat eine richtig gute Chance, dort nochmal zu 
gewinnen.

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Roger Federers Titel in Bildern. Klick dich durch die Galerie! Mailand 2001 – Der erste Titel für das grosse Talent. Im dritten Endspiel seiner Karriere bezwingt Federer Julien Boutter mit 6:4, 6:7 und 6:4.
Foto: Keystone

Im Halbfinal von Indian Wells wäre es zum 39. Mal zum Klassiker Federer vs. Nadal gekommen. Wer war zu Ihrer Zeit Ihr grösster Rivale?
Ich hatte eine sehr lange Beziehung zu Ken Rosewall. Davor, in der Amateur-Ära, stand ich immer mit Roy Emerson auf dem Court. Die Open-Ära gibt es ja erst seit 1968. Hätte ich schon früher als profes­sioneller Spieler an Grand-Slam-
Turnieren teilnehmen dürfen, wären wohl noch ein paar ATP-Titel mehr auf meinem Konto (lacht).

Sie zählen total 200 Titel – Federer hat «nur» 100. Wer ist denn nun der Grösste aller Zeiten?
Sicher nicht ich, die Konkurrenz im Tennis war damals niemals so gross! Rogers 100. Titel in Dubai war ein grosser Moment, ich schickte ihm sofort eine Nachricht. Er überragt in einer Weltsportart – ich spielte unter Amateur-Spielern, das ist ein riesiger Unterschied. Ich denke, er ist der Grösste. Seine Leistung, seine Rekorde und die Art, wie er spielt, sind einzigartig.

Und Rafael Nadal?
Der natürlich auch. Die Matches zwischen Roger und Rafa sind 
heute noch viel kostbarer, denn viel länger werden sie beide nicht mehr die Chance bekommen, sich aneinander zu messen. Wir müssen die aktuelle Zeit deshalb geniessen. Rogers Planung ist clever: Er spielt drei, vier Turniere und legt dann wieder eine sechswöchige Pause ein. Ich glaube, Nadal wird das bald auch so machen. Er hat bereits gröbere Schäden an seinem Körper.

Kamen Sie körperlich unbeschadet durch Ihre Karriere?
Ich habe auch neue Hüften. 
Seit 1996, aber ich hätte das schon viel früher machen sollen. Ich 
humpelte 20 Jahre lang, dadurch habe ich mir den Meniskus im Knie kaputtgemacht und musste es dann auch operieren. Das war aber mein Fehler.

Wie ungewöhnlich ist es, dass Federer noch mit 37 auf diesem Niveau spielt?
Ich hörte auch erst mit 38 auf und denke, das ist durchaus möglich, wenn man das Spiel so mag wie 
Roger. Er sagte mir mal, er würde sehr gerne bis 40 spielen. Das 
ist doch ein positives Zeichen. 
Dazu hat er grosses Glück mit dem Trainerteam, das ihm hilft, kleine Problemstellen zu beseitigen.

Und er hat eine flexible Familie ...
Ja, diese Organisation ist vielleicht das einzige kleine Problem in 
Rogers Leben. Aber seine Frau umsorgt die beiden Zwillingspaare wunderbar, alle sind gesund und die Gouvernanten machen einen guten Job – sie sind ein grosses Team.

Schmeichelt es, dass heutige Spieler wie Federer, Nadal und Djokovic Sie verehren?
Sehr sogar! Ich glaube, die junge Generation hat realisiert, dass Fred Perry, Don Budge, Rosewall, ich und andere bald vergessen sind. 
Federer wollte uns nicht verlieren und hat meinen Namen – und dadurch auch andere Champions der Amateur-Zeit – mit dem Laver Cup wieder aufleben lassen.

Apropos Namen: Federer scherzte, Ihr Übername «The Rocket» klinge cooler als seiner ...
Ja, das hörte ich. Wir Australier 
geben gerne umgangssprachliche Namen. Über einen für Roger habe ich noch nicht nachgedacht.

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Wimbledon 2003 Federer – Philippoussis 7:6, 6:2, 7:6.
Foto: Keystone

Was halten Sie von der Laver-Cup-Idee, dass grösste Rivalen Teamkollegen werden?
Ich halte sie für grossartig. Sechs Champions auf beiden Seiten, 
Europa gegen den Rest der Welt. Wer will sich für den Spass kein 
Ticket besorgen? Deshalb ist ja auch der Ryder Cup im Golf so erfolgreich. Der Laver Cup braucht noch zwei, drei erfolgreiche Austragungen, dann könnte er etabliert sein. Ich hoffe das zumindest.

Sind Sie nur Namensgeber oder spielen Sie auch eine aktive Rolle?
Ich steuerte auch noch die Trophäe bei. Sie wollten was Symbolisches von mir, so gab ich den «US Pro»-Einzel-Pokal, den ich vier Jahre in Folge gewonnen hatte. Es war eine grosse Schüssel mit Henkeln, deren Teile für den Laver Cup geschmolzen wurden. Und wegen mir sind die beiden Captains John McEnroe und Björn Borg dabei!

Tatsächlich?
Als ich McEnroe fürs Team Welt vorschlug, meinten alle, den kriegen wir sowieso nicht! Weil ich ihn gut kenne, fragte ich nach und er kam. Für Team Europa wollte 
Roger zunächst seinen früheren Coach Stefan Edberg. Ich schlug Borg vor – und wieder zweifelten alle. Der mache das nie! Ich sagte, gebt mir mal ein Telefon ...

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