Eigentlich, so hat es Turnierdirektor Roger Brennwald einmal gesagt, sind die Swiss Indoors für die Stadt Basel eine Schuhnummer zu gross. Geopolitisch weitaus mächtigere Städte wie Wien, wo seit diesem Jahr in der gleichen Woche ein Tennisturnier stattfindet, sind die Konkurrenz um Aufmerksamkeit, Spieler und Sponsoren. Sich zu behaupten, ist eine Herausforderung.
Und das wird immer schwieriger. Nach den Absagen von Federer und Nadal ist Wien dieses Jahr mit Andy Murray (ATP 2), Tomas Berdych (ATP 9) und Dominic Thiem (ATP 10) ähnlich stark besetzt. Zwar fasst die Wiener Stadthalle nur 8000 Zuschauer und damit weniger als die St. Jakobs-Halle (9200), doch die Wiener Macher haben zwei Vorteile.
Einerseits wird ein leicht höheres Preisgeld ausgeschüttet, andererseits sichert mit dem erst 22-jährigen Thiem ein Einheimischer auf Jahre, dass die Halle gefüllt wird. Das dürfte auch ein Grund dafür gewesen sein, dass das Turnier vor einem Jahr in die ATP-Formel 500 aufgenommen und damit zum direkten Konkurrenten der Swiss Indoors wurde.
Ein ähnlich schlagfertiges Argument dürften die Organisatoren des European Open in Antwerpen (Be) ins Feld führen, wenn es dereinst darum geht, in die zweithöchste Kategorie promoviert zu werden. David Goffin (25, ATP 11), Basel-Finalist von 2014, ist bestes Verkaufsargument der umtriebigen Macher, die auf geballte Tennis-Kompetenz bauen.
Lizenzinhaber ist die Agentur Tennium mit dem ehemaligen Tennis-Profi Sébastien Grosjean (Fr) als Gründungsmitglied und Botschafter. Mit ihm soll die in Antwerpen ansässige Diamantenindustrie als Geldgeber gewonnen werden. Wie bei der letzten Austragung 1998, als Marc Rosset, der im Jahr zuvor gewonnen hatte, im Final stand.
Allerdings ist die Lotto Arena mit einem Fassungsvermögen von 4500 Zuschauern zu klein für ein ATP-500-Turnier. Zudem gilt es für die Belgier, die auf Anfrage aus ihren
Ambitionen keinen Hehl machen, zunächst Erfahrung auf der niedrigsten Turnierstufe und damit Argumente für einen angestrebten Aufstieg zu sammeln.
Mit Roger Federer (35) und Stan Wawrinka (31) stehen die beiden Aushängeschilder der Swiss Indoors im letzten Drittel ihrer Karriere, würdige nationale Erben sind keine auszumachen. Ein Faktor, der die Verlängerung des bis 2018 laufenden Vertrags mit der ATP erschwert.
Das beste Basler Argument: Tradition. Seit Einführung des ATP-Rankings 1973 spielte nur eine Nummer 1 der Welt nie mindestens einmal bei den Swiss Indoors: John Newcombe (72). Roger Brennwald vor einem Jahr: «Tradition ist im Sport und gerade im Tennis ein grosses Kapital, ein Kapital, das man nicht kaufen kann.» Auch mit belgischen Millionen aus der Diamantenindustrie nicht?