Ausser den vier Grand-Slam-Turnieren gibt es in der Tennis-Geschichte kein Turnier, das sich so rühmen kann wie die Swiss Indoors in Basel. Die gesamte Star-Prominenz hat sich seit Einführung der Weltrangliste 1973 in geballtem Mass am Rheinknie die Ehre gegeben. 26 Spieler standen seither auf der Position der Nummer 1, der Reigen geht von Ilie Nastase bis zuletzt Andy Murray. Und nur der Australier John Newcombe schlug nie in Basel auf.
Turnier-Präsident Roger Brennwald (71), der schon zum 48. Mal die Swiss Indoors veranstaltet, wählt für BLICK die Stars aus, die ihn am meisten beeindruckt haben. Eine Zäsur stellt in den Anfängen der Basler Geschichte die erstmalige Teilnahme von Superstar Björn Borg dar. 1977 kommt der Schwede mit 21 Jahren als amtierender Wimbledon-Sieger in die St. Jakobshalle.
«Dank Borg sind wir aus dem Nichts zu den ganz Grossen aufgestiegen. Er hat aus dem elitären Sport einen Volkssport gemacht. Plötzlich hatten wir statt 4000 Fans 30000 Fans in der Turnierwoche. Borg war die beste Visitenkarte fürs Turnier», sagt Brennwald. Borg spielt fünfmal in Basel und holt einen Titel 1977.
Etwas überraschend folgt Boris Becker in Brennwalds Gunst schon weit oben. Der Deutsche trat speziell Mitte der Neunziger-Jahre in Erscheinung. «Becker hat für uns den deutschen Raum mobilisiert. Teilweise kamen allein 10'000 bis 15'000 Fans aus Deutschland, auch das dortige Medieninteresse nahm stark zu. Was heute der Federer-Hype ist, war damals der Becker-Hype», erinnert sich Brennwald.
Connors ist eine Ausnahme
Die meisten Weltnummern 1 debütierten in Basel in jungen Jahren, als der Thron noch kein Thema war. Aus diesem Rahmen fällt Jimmy Connors. Der US-Star tauchte im vergleichsweise hohen Alter von 36 erst 1988 erstmals auf. Die Verpflichtung war ein Stück Knochenarbeit. «Ich habe vorher 13 Jahre lang mit Connors' Mutter verhandelt, die seine Managerin war. Sie war bekannt als 'Eiserne Lady' und hielt mich hin. Als Connors dann doch kam, war es für ihn mit Basel Liebe auf den ersten Blick», sagt Brennwald.
Im Allgemeinen sei der damalige Turnierplan im Herbst in Europa den US-Spielern wie Connors, Exzentriker John McEnroe oder Andre Agassi nicht zuträglich gewesen. Mit ein Grund, weshalb sie nicht oft in Basel am Start gewesen seien.
Auf einen anderen US-Star hält Brennwald viel. «Der Begnadetste für mich nach Roger Federer war Pete Sampras. Ich sehe zwischen ihnen grosse Parallelen im Spiel, der Leichtigkeit, dem Fairplay und der Berufsauffassung.» Sampras triumphierte 1996 in Basel.
Eine spezielle Rolle hatte in den Augen Brennwalds Ivan Lendl inne. Der tschechische Asket. «Er war sehr emotionslos, konnte die Massen nicht bewegen. Mit seiner Art war er das pure Gegenteil eines Connors oder Yannick Noah», sagt der Turnier-Präsident. Ein Müsterchen davon? «Als Lendl einmal auf dem Center Court spielte, gingen viele Fans gleichzeitig lieber das Match auf Court 2 schauen.»
In der Quintessenz steht aber klar Roger Federer vorne. «Roger ist für uns, wenn man es so betrachten will, die Summe aller vorheriger Nummern 1», erklärt Brennwald. Der Maestro ist für Basel ein Geschenk des Himmels.
Ein Geheimnis im Umgang mit den Stars in den letzten über 40 Jahre ortet er klar. «Sie fühlten sich alle wohl hier. Sie spüren das Familiäre und wollen keine Privilegien. Auch heute noch pflegt er mit vielen ein herzliches Verhältnis. Jedes Jahr besucht Brennwald zwei bis drei Turniere ausserhalb Basels und begegnet dort den Stars von früher.