Basler Wurzeln scheinen auf dem Tennisplatz einfach zu beflügeln! Die beispiellosen Erfolge von Roger Federer sind allgemein bekannt. Aber wir haben auch Susy Burggraf. Auch sie ist im Tennis Weltspitze. Im Senioren-Tennis: Die Baslerin, die es durch den Beruf ihres Mannes in die Romandie verschlagen hat und nun schon seit 57 Jahren im Kanton Genf lebt, ist Weltmeisterin.
2018 gewinnt sie in Kroatien an den «Super-Seniors World Individual Championships» den WM-Titel in der Kategorie 75+. «Das war völlig unerwartet, meine Gegnerin hat ja immerhin mal Fed Cup gespielt», sagt Burggraf bescheiden.
Sie zog drei Kinder gross
Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Die Wahl-Genferin ist im ITF-Ranking jahrelang die Nummer 1 in ihrer Altersklasse. Aktuell ist es die 10. Position. Alleine in der Schweiz hat sie 26 Senioren-Titel gesammelt. Burggraf eine rüstige Rentnerin zu nennen, wäre untertrieben.
Als BLICK sie bei einem Turnier in Uster ZH trifft, jagt sie die Bälle mit richtig viel Power übers Netz. «Ich trainiere viel, fast jeden Tag. In meinem Alter muss man oft spielen, sonst sind die Reflexe weg», sagt Burggraf, die für ihren TC Drizia-Miremont jahrzehntelang auch Interclub gespielt hat.
Jetzt nicht mehr. Jetzt geniesst die dreifache Mutter und Grossmutter eines Enkels das Leben auf der Tour. «Mit dem WM-Titel habe ich alle Ziele erreicht. Jetzt kann ich es ohne Druck geniessen.» Rund zwölf Turniere spielt sie pro Jahr. Weltweit. Sie reist bis nach Australien. Manchmal alleine, manchmal mit ihrem Mann als Begleitung. Eben genauso wie Federer und Co. Einfach im viel familiäreren Rahmen. Burggraf: «Die Turniere sind auch gesellschaftlich schöne Anlässe, das fasziniert mich total.»
Auf dem Court wird dann aber trotz Freundschaften verbissen gekämpft. Turnierdirektor Günter Horsch: «Es gibt auch bei den Senioren Dreistünder.»
Eine Profikarriere wie bei ihrer WM-Finalgegnerin Heide Orth – zwischen 1964 und 1973 im deutschen Fed-Cup-Team – war bei der Wahl-Genferin nie ein Thema. Sie heiratete mit 20 Jahren und zog drei Kinder gross. «Meine Eltern waren überhaupt nicht sportlich. Mit 12 Jahren bin ich durch Nachbarn zum Tennis gekommen. Ich habe immer ein bisschen hobbymässig gespielt und dann mit 40 auf der Senioren-Tour angefangen.»
Naht das Karriereende?
Über die Diskussionen, wann wohl Federer seine Karriere beenden wird, kann Burggraf nur lächeln. «Mit 60 Jahren habe ich gesagt: ‹Nun höre ich wohl bald auf.› Jetzt bin ich 77 und spiele mehr Turniere denn je! Ich reise sehr gerne und habe ja auch die Zeit dafür.»
Nun freut sie sich auf ihr jährliches Lieblingsturnier: im türkischen Manavgat direkt am Mittelmeer. Und das Turnier in Uster? Das hat die Weltmeisterin natürlich gewonnen.