Als Juniorin hat Belinda Bencic gegen die sieben Monate jüngere Naomi Osaka einmal verloren. Im Januar 2018 traf sie dann zum zweiten Mal auf die Japanerin – beim Hopman Cup auf dem Weg zu ihrem ersten Triumph an der Seite Roger Federers. Damals gewann die Schweizerin. «Und damals kannte mich noch keiner», sagte Osaka vor ihrem dritten Duell mit Bencic. Es klang beinahe ein bisschen wehmütig, als trauere sie der unbeschwerten Zeit ohne Druck und Erwartungen nach.
Heute ist Naomi Osaka die Weltnummer 1, die Siegerin der letzten beiden Grand-Slam-Turniere in New York und Melbourne. Und sie ist die Titelverteidigerin in Indian Wells, wo ihr Durchbruch an die Spitze vor einem Jahr begann.
Und trotzdem brilliert hier auf dem zweitgrössten Platz im «Stadium 2» nur eine: Belinda. Von Beginn weg ist die am Sonntag 22 Jahre alt gewordene Ostschweizerin am Drücker. Sie ist flink, spielt clever und zwingt die viel Druck ausübende Gegnerin zu Fehlern. Mit zwei Breaks geht Bencic schnell 5:2 in Führung. Als sie zum Satzgewinn serviert, lässt sie sich den Aufschlag einmal abnehmen, aber beim nächsten Service-Game schlägt sie zu – 6:3.
Happy-Birthday-Ständchen vom Publikum
Papa Bencic kommt zu Belinda auf die Bank. Aber eigentlich dürfte er ihr nur sagen, sie solle im gleichen Stil weiter machen. Und das tut sie auch. Noch souveräner als im ersten Durchgang, spielt sie Osaka in Grund und Boden. In 66 Minuten siegt sie 6:3, 6:1 – die Nummer 1 gewinnt noch weniger Games als ihre beiden Vorgängerinnen in Indian Wells (5 und 6). Belinda strahlt über beide Ohren, als sie beim Interviewer steht, und sagt: «Gegen einen solchen Champion wie Naomi musste ich mein bestes Tennis spielen.»
Zur Belohnung für den Einzug in den Viertelfinal hält sie vom Publikum noch ein Happy-Birthday-Ständchen zum Geburtstag vor zwei Tagen... «Jetzt meinen alle, ich hätte heute Geburtstag», erklärt sie später belustigt. Der Moment scheint ihr allerdings eher peinlich zu sein. «Es ist doch immer so – wenn alle Happy Birthday singen, steht man immer da wie ein Idiot und weiss nicht, was man machen soll!»
Mit dem Racket weiss es Belinda derzeit ganz genau. «Der erste Satz war wirklich sehr solid. Und es war enorm wichtig, das erste Game im zweiten Satz zu gewinnen», freut sie sich. Das Resultat sei glatter als sie den Match empfand. «Die Games waren umkämpft und ich bin froh, konnte ich den Fokus halten.»
Bencic feiert gern mit Bier
Den hält sie nun schon seit einem Monat. Nach dem Turnier in Dubai, wo sie auf dem Weg zum Titel vier Top-10-Stars in die Knie zwang, schlägt Belinda nun auch noch die Nummer 1 der Welt – das nennt man einen Lauf! Und im Viertelfinal von Indian Wells gehts am Donnerstag gleich weiter mit einer Top-Spielerin: mit Karolina Pliskova, der tschechischen Weltnummer 5, gegen die sie noch nie gespielt hat.
Zuviel Gedanken über die nächste Runde wolle sie sich aber an diesem Abend noch nicht machen. «Nach einem so guten Match feiern wir im Team immer ein wenig, hocken in der Hotellobby und trinken ein Bier.» Alkohol? «Ja, ich habe gerne Bier», sagt Belinda lachend und mit Nachdruck. «Am Anfang habe ich Bier gehasst, aber dann fing ich mal mit Corona an, mit so einem leichten Bier mit Limette dazu. Jetzt schmeckt mir Bier gut. Hier habe ich auch «Blue Moon» gern.» Na dann: Prost, Belinda!