Stan Wawrinka (30) untermauert bei den US Open seinen Ruf als Schwerarbeiter. Über neun Kilometern war er bis und mit Achtelfinal unterwegs, kein anderer ist mehr gelaufen. Das überrascht, denn der Paris-Sieger hat auf dem Weg in den Viertelfinal erst einen Satz abgeben müssen. Zum Vergleich: Roger Federer, der als Einziger noch keinen Satz abgab, kommt gerade mal auf etwas mehr als fünf gelaufene Kilometer.
Wawrinka nimmt es mit Humor: «Das ist gut, so verliere ich Gewicht», scherzt er. Dass er zu den Fittesten auf der Tour gehört, hat er bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Und trotz durchzogenen Leistungen hat er sich ohne Probleme für die Viertelfinals qualifiziert.
Aufregung erzeugt Wawrinka hingegen mit seinem Feuer auf dem Platz. Schon zwei Rackets hat er aus Frust zertrümmert. «Irgendwie muss ich zwischendurch einfach Dampf ablassen, um mich wieder konzentrieren zu können.»
Die gelaufenen Meter sind das eine, die Tiebreak-Bilanz ist das andere. Nur die Service-Giganten Ivo Karlovic, John Isner und Kevin Anderson spielten in diesem Jahr mehr Kurzentscheidungen. Keiner von ihnen hat aber eine derart gute Bilanz wie Wawrinka (27:10). Allein bei den US Open hat er alle fünf «Satz-Quickies» gewonnen.
Ist das heute ab 21 Uhr im Viertelfinal der Schlüssel zum Erfolg gegen Angstgegner Kevin Anderson (29, ATP 14)? Wawrinka hat die vier letzten Duelle mit dem Südafrikaner allesamt verloren und dabei in fünf von sechs Tiebreaks das Nachsehen gehabt. Kein Wunder, denn Anderson servierte in New York schon 94 Asse, mehr als jeder andere.
Dass er bisher nicht überzeugt haben soll, lässt Stan kalt. «Ich lasse mir von niemandem einreden, dass ich hier nicht gut spiele. Ich habe bisher einen Satz abgegeben, ich bin insgesamt mehr als zufrieden.» Und dass Wawrinka im Verlauf eines Turniers immer stärker wird, lässt uns träumen. Von einem Schweizer US-Open-Halbfinal gegen Roger Federer.