Nach seinem diskussionslosen 6:4, 6:4 gegen den 22-jährigen Polen Hubert Hurkacz (ATP 67) steht Roger Federer im Halbfinal des Masters-1000-Turniers in der kalifornischen Wüste. Der Sieg ist genauso souverän wie sämtliche seiner Runden zuvor: ohne Satzverlust, ohne engen Tiebreak. Im gesamten Turnier machte der 37-jährige Schweizer bisher nur ein Break-Zugeständnis.
Somit ist der fünffache Indian-Wells-Sieger noch einen Schritt von der Chance entfernt, seine bittere Vorjahres-Niederlage nach drei Matchbällen gegen Juan Martin del Portro wieder gutzumachen. Doch es ist ein Riesen-Schritt, der über die Hürde Rafael Nadal führt. Der 32-jährige Spanier hat in der Satzbilanz eine ebenso eine reine Weste wie sein Gegner heute (ca. 21 Uhr Schweizer Zeit). Im letzten Viertelfinal schlug er die russische Weltnummer 13 Karen Chatschanow mit einem umkämpften 7:6, 7:6.
Der Klassiker ist fix
Im zweiten Satz kommt es allerdings einmal mehr zu einer Szene, die Sorgen bereitet. Nadal lässt sich in einem medizinischen Timeout das rechte Sorgenknie verbinden. Im ersten TV-Interview nach seinem Sieg sagt er vorsichtig: «Ich hoffe, ich werde parat sein für den Halbfinal gegen Roger. Es ist fantastisch, dass wir diese Gelegenheit wieder bekommen.»
Es wäre ein Jammer, sollte es der verletzungsanfällige Mallorquiner nicht schaffen. Roger gegen Rafa – endlich ist der Klassiker wieder fix! Es gab ihn schon 38 Mal – aber schon seit Herbst 2017 in Shanghai nicht mehr. Im ganzen Jahr 2018 trafen sich die beiden Langzeitrivalen nicht ein Mal. Sie nahmen nicht einmal am gleichen Turnier teil, weil Federer die Sandsaison ausliess und Nadal zu anderen Jahreszeiten verletzt pausierte.
Fünf Siege in Serie für Federer
Davor allerdings lief das Duell fünfmal für Federer, der insgesamt eine 15:23-Negativbilanz gegen seinen Kumpel hat. Ein Sieg aus dem Jahr 2015, vier im erstaunlichen 2017, als Roger den Dreh gegen Rafa endlich raus zu haben schien. «Es war ein wunderbarer Start in die Saison», erinnert sich der Baselbieter, «schön, wie ich nach dem Australian-Open-Sieg zeigen konnte, dass es kein Zufall war, wie früh ich seine Bälle mit der Rückhand nahm». Die erste Bestätigung kam hier in Indian Wells, die zweite beim «Sunshine-Double» in Miami, die dritte Ende Saison in Shanghai.
Und dennoch macht er sich nichts vor: «Diese Siege zählen nicht mehr, sie sind zu lange her. In 18 Monaten sei viel passiert, eine exakte Wiederholung auf gleichem Level, in gleichen Verhältnissen gebe es nicht. «Ich muss so spielen, als wäre es das erste Mal gegen ihn – und Positives aus der Vergangenheit mitnehmen.»