Raymond Moore setzte sich gehörig in die Nesseln. Der Turnier-Boss von Indian Wells trat in die Sexismus-Falle – was ihn sein Amt beim Turnier in der kalifornischen Wüste kostete.
Moore meint, die Frauen «hängen am Rockzipfel der Männer». Und weiter: «Sie sollten glücklich sein, dass sie von den Männern derart profitieren. Wenn ich eine von ihnen wäre, würde ich jeden Abend in die Knie gehen und Gott dafür danken, dass Roger Federer und Rafael Nadal geboren wurden, weil sie diesen Sport gross machen.»
Nach dem heftigen Shitstorm, den seine Aussagen auslösten, trat der 69-Jährige reumütig zurück. Doch er ist bei weitem nicht der Einzige, der sich an dem heiklen Thema die Finger verbrannte. Die Geschlechter-Diskussion hat im Tennis gewissermassen Tradition.
Krajicek beleidigt die Frauen – heute ist er Turnier-Boss
Das dickste Ding zu diesem Thema lieferte wohl Richard Krajicek vor Wimbledon 1992. «80 Prozent der Top 100 im Frauentennis sind fette Schweine und gehören nicht auf die Center Courts», polterte der Holländer damals. Als Martina Navratilova ihn wegen dieser Aussage heftig attackierte, ruderte der spätere Wimbledon-Sieger nur unwesentlich zurück. «Ich habe ein wenig übertrieben. Eigentlich sind es nur 75 Prozent.»
Der Krajicek-Hammer sass. Später entschuldigte er sich noch für diese Sprüche. Dass er aber heute dem Turnier in Rotterdam vorsteht, sagt einiges über das Tennis aus.
Denn immer wieder sind es die grossen Namen, die das Frauen-Tennis diffamieren. Jo-Wilfried Tsonga redete sich vor drei Jahren an den Australian Open um Kopf und Kragen. «Die Frauen sind emotional weniger stabil als wir», sagte die Weltnummer 9, «es ist wegen den Hormonen und all dem Zeugs. Wir haben diese Dinge nicht, sind körperlich immer in Top-Form und die Frauen nicht, das ist alles.»
Die Frage des Preisgeldes
Selbstverständlich krebste auch der Franzose später zurück. Ganz anders als sein Landsmann Gilles Simon. Immer wieder kritisiert die Weltnummer 15, dass die Frauen gleich viel verdienen. Das klingt dann so: «Tennis ist heutzutage der einzige Sport, wo Gleichheit herrscht, obwohl Herrentennis deutlich attraktiver als das der Damen ist.»
Übrigens äusserte sich auch Novak Djokovic im Zuge der Indian-Wells-Affäre ähnlich. Die Weltnummer 1 bleibt zwar zu hundert Prozent politisch korrekt, will nicht, dass Frauen weniger verdienen. Der Serbe sagt aber auch: «Die Statistiken zeigen, dass wir mehr Zuschauer bei den Herrenmatches haben. Ich denke, dass dies einer der Hauptgründe ist, warum wir vielleicht mehr verdienen sollten.»
Murray als löbliche Ausnahme
Das gute an der ganzen Sexismus-Debatte ist, dass die meisten Tennis-Stars das Niveau bewahren. Nicht wie zum Beispiel Sergej Stachowski. «Die Hälfte der Frauen der WTA-Tour ist lesbisch. Ich würde meine Tochter niemals zum Tennis schicken! Die soll Golf spielen», sagte der Ukrainer letztes Jahr.
Löbliche Ausnahmen gibt es nur wenige. Spanien hatte mit Garcia Leon einen weiblichen Davis-Cup-Captain. Schade: Mittlerweile wurde sie rausgemobbt. Ganz anders Andy Murray. Der hält tapfer zu seiner Trainerin Amélie Mauresmo und verteidigt sie immer wieder.