Zum dritten Mal nach Wimbledon und bei den US Open verhindert Novak Djokovic Roger Federers Krönung eines goldenen Karriere-Herbstes. Wieder platzt der Traum vom 18. Grand-Slam-Titel. Wie in London und New York gewinnt Federer zwar einen Satz, bleibt aber am Ende chancenlos.
Über drei Gewinnsätze ist gegen Djokovic kaum ein Kraut gewachsen. Nicht die Fitness ist der entscheidende Faktor. Nicht die Rückhand, auch nicht die Vorhand. Es ist der Kopf. «Manchmal sind die Tennisbälle für mich so gross wie Melonen», erklärt Djokovic das Gefühl, wenn er sich in einen Rausch spielt.
Dieses Selbstvertrauen ist das Produkt der Erfolge in den letzten drei Jahren. Und es ist der entscheidende Faktor, der Federer gegen Djokovic immer wieder zum Verhängnis wird. Aber nicht nur ihm: Auch Nadal und Murray kennen dieses Problem. Sie alle haben gegen Djokovic eine Negativ-Bilanz.
Dessen letzte Niederlage bei einem Grand-Slam-Turnier datiert vom 7. Juni 2015, dem Final der French Open. Sein Gegner damals? Stan Wawrinka. Der Romand spielte den Match seines Lebens. Für viele Experten die beste Leistung, die je ein Spieler in einem Paris-Final in den Sand am Bois de Boulogne gezaubert hat.
Zwar ist seine Bilanz gegen Djokovic mit 4:19 vernichtend. Aber seit seinem Aufstieg an die Weltspitze ist er der Einzige, der den Serben verunsichern kann. Weil er härter schlägt als alle anderen. Weil er keine Angst hat vor grossen Namen. Und weil er Djokovic die bitterste Niederlage seiner Karriere zugefügt hat.
Wie im Davis Cup, wo Wawrinka mit seiner jahrelangen Loyalität den Weg geebnet hat an dessen Ende der Triumph von 2014 stand, braucht Federer auch diesmal seinen Copain. Wawrinka muss Djokovic aus dem Weg räumen. Den einzigen Spieler, den Federer bei einem Grand-Slam-Turnier nicht mehr schlagen kann.
Die Schweizer Symbiose an der Tennis-Weltspitze – sie geht zurück auf das Jahr 2008. Damals spielt sich Wawrinka im Doppel-Final bei den Olympischen Spielen in einen Rausch. Und ermöglicht damit auch Federer die Goldmedaille. Ein Szenario, das sich gerne wiederholen darf.
PS: Einen Wunsch hätten wir noch. Einen Schweizer Final bei einem Grand-Slam-Turnier gabs noch nie. Wieso nicht in Wimbledon?