Am Ende kullern bei beiden die Tränen. Bei Kiki Bertens (24, WTA 58), weil sie erstmals in ihrer Karriere in einem Grand-Slam-Halbfinal steht. Zwei Jahre nachdem bei ihr ein Tumor in der Schilddrüse entdeckt worden war. Und nach einem Jahr in Todesangst. «Ich kann nicht glauben, was passiert.»
Bei Bacsinszky sind es Tränen der Enttäuschung, aber auch des Stolzes. «Meine beiden Knöchel sind verbunden. Vor den French Open habe ich kaum einen Ball gespielt», beichtet die Romande. Behindert habe sie die Verletzung, die sie nicht näher beschrieb, bei der 5:7, 2:6-Niederlage aber nicht.
«Im letzten Jahr hatte ich zwei Spiele, bei denen ich mit geschlossenen Augen alles getroffen habe.» Nun warte sie seit Monaten auf dieses Gefühl. Gestern bei 11 Grad und Nieselregen scheitert die Suche nach Perfektion. «Oft fand ich eine Lösung, auch wenn ich mich nicht gut fühlte.» Diesmal nicht.
Weil Bertens mit mehr Kraft und an diesem Tag auch mit mehr Präzision spielt, versucht Bacsinszky mit Variation den Rhyhthmus ihrer Gegnerin zu brechen. Doch das Resultat ist eine regelrechte Fehlerorgie: 40 unerzwungene Fehler, dazu muss sie gleich sieben Mal ihren Aufschlag abgeben.
Als sie den Platz verlässt, formt sie wie im letzten Jahr nach ihrer Halbfinal-Niederlage die Hände zu einem Herzen. Wieder kullern Tränen über ihre Wangen. «Ich werde noch härter arbeiten. Ich bin hungrig und fühle mich immer noch jung.» Am Mittwoch wird Timea Bacsinszky 27.