Shooting-Star Jil Teichmann über ihr Verhältnis zur Schweiz
«Spätzli vom Mami dürfen nicht fehlen!»

Mit dem WTA-Titel in Prag Anfang Mai ist Jil Teichmann (21) auf der grossen Tennis-Bühne angekommen. Die Schweizerin lebt und trainiert aber vorwiegend in Spanien. Trotzdem hat sie ein enges Verhältnis zu ihrer Heimat.
Publiziert: 20.05.2019 um 15:50 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2019 um 10:01 Uhr
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Jil Teichmann: «Ich habe meine ersten Worte auf Schweizerdeutsch gesagt, bin in die Schweizerschule gegangen und habe jeden Sommer in der Schweiz verbracht.»
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Marc Ribolla

Praktisch aus dem Nichts heraus sichert sich Jil Teichmann vor zwei Wochen einen Platz in den Tennis-Geschichtsbüchern. Als Qualifikantin spielt sich die 21-Jährige durchs ganze Haupttableau und gewinnt am Ende den ersten WTA-Titel ihrer Karriere. Welch ein Coup für die Schweizerin, die als Weltnummer 87 erstmals in die Top 100 vorstösst!

Doch welchen Bezug hat die Linkshänderin zur Schweiz? Geboren und aufgewachsen ist Jil als Tochter von Jacques und Regula Teichmann nämlich in Barcelona. Dort erlernte sie das Tennis-Handwerk. Im Juniorenalter zog die Bielerin in die Schweiz. Seit rund dreieinhalb Jahren lebt und trainiert sie nun wieder in Barcelona. Einen spanischen Pass besitzt Teichmann nicht.

«Ich habe meine ersten Worte auf Schweizerdeutsch gesagt, bin in die Schweizer Schule gegangen und habe jeden Sommer in der Schweiz verbracht», erklärt sie. «Zudem liebe ich Schoggi, Berge, Fleischkäse und andere feine Sachen.»

Die Schweiz sei ihre Heimat und mit vielen positiven Emotionen verbunden. Teichmann erwähnt speziell die Erlebnisse an Juniorinnen-Wettbewerben wie EM, Olympische Jugend-Spiele oder wie die jüngsten Auftritte im Fed-Cup-Team.

Dank regelmässiger Telefonate mit der Familie ist sie gut informiert, was in der Schweiz läuft. Im Gepäck hat es bei einer Tennisspielerin wenig Platz für spezielle Extras. Darum hat Teichmann auch nichts Schweizerisches auf ihren Reisen dabei. «Das Typischste ist vielleicht meine Uhr», sagt sie.

Das Beste beider Länder

Weilt Jil in der Schweiz, ist aber klar, was daheim nicht fehlen darf, sogar Pflicht ist: «Spätzli vom Mami und – wenn es geht – ein Ausflug in die Berge. Ich freue mich immer auf die Familie und die Hunde!» Am meisten schlägt ihr Herz für die Berge. Hier zieht es sie ins Saanenland. «Da waren wir Sommer wie Winter immer wieder in den Ferien. Darum ist mir dort alles sehr vertraut», blickt Teichmann zurück.

Da sie zweisprachig aufgewachsen ist, steckt sie ab und zu im Clinch. Denkt sie eher in Schweizerdeutsch oder in Spanisch? Teichmann: «Gute Frage! Das weiss ich manchmal selber nicht. Ich wechsle immer wieder mal ab, auch auf dem Platz. Dann kommen die Wörter einfach in der Sprache, in der es gerade passt. Manche Emotionen gehen halt besser in der einen oder anderen Sprache raus.»

Die sympathische Schweizerin mit dem starken Bezug zu Spanien hofft, dass sie in ihren Charakterzügen von beiden Ländern das Beste mitbekommen hat. «Vielleicht habe ich die Zielstrebigkeit und den Durchhaltewillen eher aus der Schweiz und die Emotionen sowie die Improvisation aus Spanien.»

Ab Dienstag spielt sie Quali in Roland Garros

Durchhaltewillen braucht Teichmann bei ihrer nächsten grossen Aufgabe. Ab Dienstag bestreitet sie in Paris die Qualifikation und muss drei Hürden überstehen, um den Sprung ins Hauptfeld zu schaffen. In Wimbledon im Juli wird sie dann dank ihrer aktuellen Klassierung fix im Hauptfeld sein.

In der letzten Woche hat sie sich in ihrer Trainingsbasis in Spanien mit Sparringpartnern vorbereitet. Angeblich gut: «Ich fühle mich wieder topfit und freue mich auf Roland Garros. Paris ist für mich immer inspirierend, und ich will natürlich ins Hauptfeld.» Die Quali an einem Grand Slam sei noch härter als sonst, und alle gäben noch mehr Gas. «Aber ich nehme es wie immer: Punkt für Punkt – und am liebsten den letzten!» Eine positive Einstellung!

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