Serena Williams reist mit 50 Masken an
Die grosse Corona-Angst bei den US Open

Eine US-Open-Klausel sorgt für Aufsehen. Teilnehmende Spieler müssen unterschreiben, auf sämtliche Schadenersatzansprüche bei Erkrankung, Verletzung oder Tod zu verzichten. Das gilt auch für Serena Williams, die in ständiger Sorge vor Corona lebt.
Publiziert: 11.08.2020 um 18:02 Uhr
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Serena Williams lebt seit März in Angst. Die 38-Jährige sorgt sich sehr wegen der Corona-Pandemie.
Foto: imago images/AAP
Cécile Klotzbach

Serena Williams lebt seit Monaten in Angst vor dem Coronavirus. Der Tennis-Superstar aus den USA macht vor dem WTA-Turnier in Lexington keinen Hehl aus seinen Sorgen aufgrund der Pandemie.

«Ich bin etwas neurotisch», führt Serena einen Grund für ihre Angst an. Seit Anfang März befindet sie sich darum in Isolation, hat sich eine sogenannte «Serena-Bubble» geschaffen mit ihrem Mann Alexis und dem 3-jährigen Töchterchen Olympia, das auch schon mit Maske posierte.

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Keine volle Lungenkapazität

Darin seit für jeden Vorsicht das oberste Gebot. «Ich habe rund 50 Masken, mit denen ich reise, ich will einfach nicht ohne eine sein», sagt die 38-Jährige. «Ich bin wahnsinnig vorsichtig in allem, was sie zurzeit tue.»

Die Furcht ist nicht unbegründet. «Ich habe keine volle Lungenkapazität mehr», führt die aktuelle Weltnummer 9 an. 2011 erlitt Williams eine Lungenembolie, in einer Operation musste ein Blutgerinsel entfernt werden. «Ich bin deshalb nicht sicher, was mit passieren würde. Ich denke, ich käme klar, aber ich will das nicht herausfinden.»

Für Williams ist aber klar, dass sie ihre Angst überwinden und auf den Tennis-Court zurückkehren will. Diese Woche in Lexington – und vor allem dann bei den US Open ab dem 31. August, wo Williams ihren 24. Grand-Slam-Sieg jagt.

Corona-Klausel bei den US Open

Beim Major-Turnier in New York machen die Organisatoren derzeit alles, um den Grand-Slam-Event trotz furchteinflössender Corona-Pandemie durchzuführen und die Spielerinnen und Spieler anzulocken. Sie sollen sich sicher fühlen – in einem nahe Flushing Meadows gelegenen Spielerhotel, mit Ausgehverbot, in minimal kleinen Teams und regelmässigen Tests.

Und doch fühlt es sich als Teilnehmer bestimmt nicht so sicher an, wenn man vor dem Anlass den Verzicht sämtlicher Schadensersatzansprüche unterschreiben muss. Genau diese Vorsichtsmassnahme haben die US Open nämlich getroffen – sollte es allen Vorkehrungen – lokale und staatliche Gesundheits- und Sicherheitsvorgaben sowie die des amerikanischen Verbandes USTA – zum Trotz dennoch zu COVID-19-Infektionen kommen.

«Ich übernehme freiwillig die volle Verantwortung für alle Risiken (...)»

Öffentlich wurde das zu unterschreibende Formular auf Twitter, wo es von Spielern und deren Entourage mehrfach geteilt wurde. Der Text der Verzichtserklärung («in vollstem Umfang, der rechtlich möglich ist») lautet in Ausschnitten so: «Ich übernehme freiwillig die volle Verantwortung für alle Risiken (...), inklusive ernsthafter Erkrankung, Verletzung oder Tod, die ich erleide oder andere, die mit mir als Folge meiner Anwesenheit in den Einrichtungen in Kontakt kommen.» Weiter unten heisst es: «Mir ist klar, dass dies eine Haftungsverzichtserklärung ist und stimme zu, dass diese für immer gültig ist.»

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Sicherheit fühlt sich anders an – so wird sie jedenfalls nicht vermittelt. Denn unter anderem wird ausgeführt, man müsse sich aller Gefahren bewusst sein, wenn man die Einrichtungen rund um das USTA National Tennis Center betrete, ebenso auf dem Weg dorthin. Ein indirektes Eingeständnis, dass es ein Risiko birgt, den Mega-Event durchzuziehen.

Vorsichtig nach dem Fall «Eugenie Bouchard»

Und eine typisch amerikanische Vorkehrung, um Millionenklagen vorzubeugen. In dem Land, wo schon Urteile gefällt wurden, die in Europa undenkbar wären, wo Mikrowellenhersteller beispielsweise warnen, nicht das nasse Fell seines Pudels darin trocknen zu wollen, beugt man vor. Dass sich das lohnt, wissen spätestens seit dem Fall Eugenie Bouchard auch die US Open.

Die kanadische Tennis-Beauty verklagte das Turnier, nachdem sie dort im Jahr 2015 in der Garderobe auf Seife ausgerutscht war, sich eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte und daraufhin nicht an ihrem Achtelfinal gegen die spätere Finalistin Roberta Vinci teilnehmen konnte. «Genie», die 2014 als 20-jährige Wimbledon-Finalistin überschwänglich als zukünftiger Megastar gefeiert wurde, fiel längere Zeit aus, fand danach nie mehr zu alter Form. Heute dümpelt sie als Weltnummer 330 nur noch in seichten Gewässern.

Der Gerichtsprozess dauerte drei Jahre, unter anderem kamen Vorwürfe ans Licht, der US-Verband habe Videoaufnahmen als Beweismittel vernichtet. Und zumindest finanziell ging Bouchard nicht leer aus. Die Entschädigung soll im Millionenbereich liegen, offiziell ist keine Zahl bekannt.

Vor solchen Konsequenzen wollen sich die US Open in dieser Corona-Zeit nun schützen. Aber wie gut sind die Spieler tatsächlich geschützt? Das müssen sie selber einschätzen. Sicher ist es ratsam, vor der Unterschrift bei Verzichtserklärungen auch das Kleingedruckte zu lesen.

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