Die Sonntagnacht, die in Indian Wells wegen der acht Stunden Zeitverschiebung nach hinten noch helllichter Tag ist, hat es emotional in sich. Zunächst ist da der grosse Heimstar Serena Williams. Nach ihrem ersten Coup gegen Viktoria Azarenka wartet ein weitere Top-Spielerin auf die US-Queen: Garbiñe Muguruza.
Zunächst ballert «Big Mama» Williams die Spanierin weg. Doch nach dem 3:0 ists vorbei mit der Herrlichkeit und im Verlauf des ersten Satzes wird klar: Etwas stimmt nicht mit Serena. Dem 3:6 folgt ein weiterer Gameverlust – dann gibt ihr besorgter französischer Coach Patrick Mouratoglou von der Tribüne aus ein eindeutiges Zeichen mit der Hand: Stopp, Spielabbruch!
Warum, ist zunächst unklar. Weder humpelte Serena, noch liess sie sich auf dem Platz behandeln. Eine Stunde später dann die Erklärung: «Serena Williams leidet unter einer viralen Infektion». Schon vor dem Match habe sie sich nicht gut gefühlt, lässt der Superstar dann ausrichten. «Mit jeder Sekunde auf dem Platz wurde es dann schlimmer mit Schwindel und extremer Schlappheit.»
29. Geburtstag bringt Vögele kein Glück
Einen grippalen Infekt hat Stefanie Vögele gerade erst überstanden. Womit wir beim nächsten Dilemma angelangt sind – zumindest aus Schweizer Sicht. Noch in der Quali und den ersten beiden Runden, wo sie u.a. gegen Weltnummer 4 Stephens den grössten Sieg ihrer Karriere feierte, hatte die Aargauerin einen so guten Eindruck hinterlassen. Und nun lässt sie sich von der 18-jährigen Kanadierin Bianca Andreescu sang- und klanglos abschiessen. 1:6, 2:6 lautet das Verdikt nach weniger als einer Stunde. Und das erst noch an Steffis 29. Geburtstag!
Nach ein wenig Feiern – vielleicht mit Freundinnen auf der Tour, ihr Begleiter Ivo Werner ist ja nicht hier – ist ihr dennoch zumute. Vögele kann dieses Turnier als Erfolg abbuchen und mit positiven Gefühlen nach Miami reisen, wo sie abermals die Quali bestreiten muss. Danach steht Monterrey, Mexico, auf dem Programm – bevor es zum Highlight, den Samsung Open in Lugano geht, wo sie einen Halbfinal aus dem Vorjahr verteidigen will. «So wie ich mich derzeit fühle, bin ich bereit dafür», freut sich das Geburtstagskind schon jetzt.
Weniger bereit fühlt sie sich für den nachfolgenden Fed Cup, der wiederum in den USA, im texanischen San Antonio steigt. Vögele erklärt: «Nach der US-Hartplatz-Tour auf Sand und dann wieder zurück nach Amerika an ein Hallenturnier auf Hartbelag reisen – das ist ganz schön heftig. Ich weiss noch nicht, ob ich mir das antue.»
Marathon-Stan sorgt für die Show des Tages
Was tut sich Stan Wawrinka heute an? Roger Federer hat Stunden zuvor vorgelegt – jetzt fehlt nur noch ein Sieg des Romands, damit es in Runde 3 von Indian Wells zum rein schweizerischen Knüller-Duell kommt. Erwartungsgemäss macht es ihm sein Gegner Marton Fucsovic (ATP 31) aber nicht leicht. Allein im ersten Satz gelingen dem Ungarn zwei Breaks. Aber Stan schnappt sich beide zurück – und setzt noch eines mit einer fabelhaften Rückhand entlang der Linie zum 6:4 drauf.
Der Zeigefinger führt zur Schläfe, die Faust ist geballt. «Stan the Man» sorgt für die Show des Tages, der mittlerweile auch hier dunkle Nacht geworden ist. In regelmässigen Abständen peitscht er die Fans mit den Armen auf, die begeistert sind von den spektakulären Ballwechseln beider Spieler. Wawrinka selbst wirkt auch im zweiten Durchgang total aufgepumpt. Wieder kassiert er ein Break, wieder gelingt ihm ein promptes Re-Break. Er rettet sich in den Tie-Break – aber hier brilliert der ungarische Gegner.
Es kommt zum Entscheidungssatz, «Marathon-Stan» legt wieder vor: 2:0. Der 33-Jährige hält die Führung bis zum 5:4, macht es dann aber nochmal spannend und lässt Fucsovic wieder rankommen. Drei Matchbälle hat er zu diesem Zeitpunkt vergeben, doch auch das bringt ihn nicht aus dem Konzept. Der Krimi geht weiter – bis ihn der Schweizer nach fast dreieinhalb Stunden mit dem fünften Matchball 6:4, 6:7, 7:5 beendet.
Verdient hat er sich damit eine besonders brisante Runde 3 in Indian Wells: das 25. Schweizer Duell mit Federer. «Bitte erinnern Sie mich nicht an die Statistik», sagt Wawrinka im Siegerinterview – bislang konnte er nur dreimal gewinnen.