Fernando Verdasco war ausser sich. Der Spanier gestikulierte wild in die Richtung des Balljungen, offensichtlich war die Nummer 30 der ATP-Weltrangliste mächtig sauer. Was war passiert? Hatte ihn der Junge beleidigt? Waren ihm die Bälle ausgegangen?
Nichts von alledem. Der Bub hatte einzig die Unverfrorenheit besessen, Verdasco nicht schnell genug das Handtuch zu reichen, damit er sich den Schweiss vom Körper wischen konnte.
Die Szene bringt gleich zwei Probleme auf den Punkt, die das Profi-Tennis zur Zeit hat. Einerseits wirken manche der Stars verwöhnt – oder mindestens zu bequem, einfachste Handgriffe selber zu tätigen.
Federer: «Ballkids gehören respektiert»
Eine Entwicklung, die auch auf der Tour längst nicht allen gefällt. «Ballkids gehören respektiert», erklärte kürzlich Roger Federer, der in den Neunziger Jahren selber als Jugendlicher beim Heimturnier in Basel als Balljunge im Einsatz war. Auch wenn es in der Hitze des Gefechts «nicht für alle Spieler einfach ist, ihre Emotionen im Griff zu haben.»
Wenn Björn Borg und John McEnroe sich ihre Getränke höchstselbst aus der Kühltonne holen konnten, müsste das auch für die heutige Generation möglich sein. Einen Balljungen brauchte auch niemand, der sich um das vollgeschwitzte und vollgeschneuzte Handtuch kümmerte.
Diese Woche gibts nun endlich Besserung. Beim «Next Gen»-Final der besten Jung- Profis auf der ATP-Tour werden die Handtücher der Spieler in eine Box geworfen. Die Ballkinder können sich wieder aufs Bällesammeln konzentrieren – und müssen nicht mit von Körperflüssigkeiten getränkten Tüchern herumschlagen.
Dazu werden zwei weitere Neuerungen getestet: Der Videobeweis wird zum Beispiel ausgebaut, nun sollen auch doppelte Ballaufsprünge, Doppelschläge oder Netzberührungen überprüft werden können. Ausserdem wird die Aufwärmzeit auf dem Platz auf vier Minuten verkürzt.