Vom rohen Talent her ist Marat Safin einer der ganz grossen in der Tennis-Geschichte. Dies bekam 2005 im Australian-Open-Halbfinal auch Roger Federer zu spüren. Safin bezwang den damals als unbezwingbar geltenden Baselbieter in einem Fünf-Satz-Krimi.
Dass Safin trotzdem «nur» zwei Grand-Slam-Titel in seinem Palmarès hat, ist in erster Linie seiner nonchalanten Einstellung geschuldet.
«Hätte Marat nur zehn Prozent der Hingabe seiner Schwester Dinara an diesen Sport, wäre er jahrelang der überragende Spieler gewesen», sagt sein Manager Ion Tiriac. «Es ist eine Karriere der verpassten Chancen.»
Safin ist ein Playboy, ein Lebemann. Dies war nie offensichtlicher als 2002, als er im Melbourne-Final gegen den krassen Aussenseiter Thomas Johansson einen weiteren Grand-Slam-Titel verschenkte. In Safins Box sassen damals zwei atemberaubende Blondinen. Mit ihnen war der Russe in der Nacht vor dem Final um die Häuser gezogen. Eine ideale Match-Vorbereitung sieht anders aus.
Für eine Aufnahme in die Tennis Hall of Fame reicht es nun aber trotzdem. In seiner Antrittsrede im amerikanischen Newport verrät der Russe, dass er keine seiner Eskapaden bereut. Im Gegenteil. «Es ging zu und her wie in einer Band. Ich kann das jedoch heute nicht präzisieren, meine Eltern sind anwesend», scherzt Safin.
Dann packt er aber doch aus. «Ich gehöre vielleicht zu den letzten der Spielergenration, die noch gemeinsam ausgegangen ist. Gustavo Kuerten, Mark Philippoussis und ich. Philippoussis hat für uns jeweils alle Rechnungen in den Nachtclubs bezahlt. Was will man mehr?»
Auch auf dem Platz liess es der 36-Jährige übrigens gerne krachen: Für seinen Rekord von 1055 zerstörten Schlägern wurde er im Jahr 2011 von der ATP ausgezeichnet. (cmü)