Es ist ganz klar DIE Szene des Spiels. Vielleicht sogar DIE Szene der bisherigen US Open bisher. Im Drittrundenspiel gegen Nick Kyrgios zündet Roger Federer beim Stand von 3:3 im dritten Satz den Turbo. Einen Stoppball von Kyrgios erläuft er 37-Jährige in extremis, spielt in am Netzpfosten vorbei ins Feld. Winner! Zaubertennis!
Nick Kyrgios staunt nur. Der Mund weit aufgerissen, die Augen auch. Der Australier kann es nicht fassen. «Das war einer der grossartigsten Schläge im Tennis überhaupt», sagt er später beim Seitenwechsel.
Auch Roger Federer staunt über das Kunststück. «Ich habe nicht an diesen Schlag gedacht, bevor ich den Ball berührt habe», sagt er im Platz-Interview. «Ich dachte nicht, dass es klappen wird. Es war ein toller Schlag.»
Zittertennis zu Beginn
Das Spiel ist bis zu diesem Zeitpunkt so gut wie entschieden. Und es ist nicht das erste Mal, dass Federer sein Genie zeigt. Die Weltnummer 2 glänzt mit Stoppbällen oder auch mit einem Rückhand-Smash.
Dabei sieht es zunächst überhaupt nicht danach aus. Kyrgios serviert zu Spielbeginn superstark und lässt nichts anbrennen. Auch, weil Federer beim Returnspiel einige Schwächen offenbart. Gleichzeitig tut sich die Weltnummer zwei beim zweiten Service schwer. Die Folge sind beim Stand von 3:3 vier Breakbälle für Kyrgios. Federer kann den Kopf aus der Schlinge ziehen. Doch man ahnt Böses zu diesem Zeitpunkt.
Doch wie aus dem Nichts kippt das Spiel auf die andere Seite. Bei 5:4 kommt der Baselbieter unverhofft zu zwei Breakbällen. Und schlägt – typisch Federer – eiskalt zu. Obwohl er eigentlich schwächer spielt als Kyrgios, stiehlt sich Federer den ersten Satz – und macht diesen damit total verrückt.
Kyrgios völlig von der Rolle
Beim Seitenwechsel sitzt Kyrgios schimpfend auf der Bank, zeigt seine labile Psyche. Der Wahnsinn nimmt nun Überhand beim 23-Jährigen. Der zweite Satz wird zur Katastrophe für den Mann aus Canberra.
Während Federer plötzlich gross aufspielt, nun auch gut retourniert und immer wieder sein Genie zeigt, geht bei Kyrgios gar nichts mehr. Er flucht nur, schüttelt den Kopf und vermasselt ein Game nach dem anderen. Federer zieht auf 5:0 davon, gewinnt den Satz mit 6:1.
Im dritten Satz folgt dann Federers besagter Zauberschlag. Bis zum Stand von 5:5 wehrt sich aber Kyrgios ansonsten nach Kräften. Dann bricht der Widerstand. Der Mann aus Canberra schenkt Federer mit teils haarsträubenden Fehlern ein break. Danach serviert Federer den Match nach Hause, bleibt auch im dritten Auftritt an den US Open ohne Satzverlust.
«Ich freue mich sehr, dass ich in drei Sätzen gewonnen habe. Ich glaube, heute habe ich sehr gut gespielt, obwohl Nick sehr stark begonnen hat. Dieses Game im ersten Satz, als ich vier Breakbälle abwehrte, war wohl entscheidend», weiss Federer. «Das Glück war heute auf meiner Seite.»
Nun wartet erneut ein Australier
Im Achtelfinal bekomm es Federer erneut mit einem Australier zu tun. John Millman setzt sich gegen Michail Kukuschkin (Kas) durch. Das bisher einzige Match gegen den 29-Jährigen hat Federer 2015 für sich entschieden.
«Ich bin ein grosser Fan von ihm, denn er arbeitet wirklich sehr hart.» Die beiden kennen sich bestens, auch wenn sie erst einmal gegeneinander gespielt haben. «Er kam vor Wimbledon in die Schweiz, um mit mir zu trainieren. John ist ein super freundlicher Typ.»