BLICK: Vor Jahren haben Sie für die Opfer nach dem Hurricane in Haiti mit einer Show Geld gesammelt. Jüngst wurde Mexiko von zwei Erdbeben erschüttert – haben Sie Ideen, auch hier zu helfen?
Roger Federer: Es stimmt, ich denke, die Tour könnte sich öfters für solche Aktionen zusammen tun. Viele Menschen brauchen Hilfe, die in Mexiko jetzt besonders. Das Problem ist, dass es kompliziert für uns ist. Wir besuchen zwanzig, dreissig Turniere pro Jahr. Und jedes Turnier sieht nur sich selbst. Dazwischen bleibt oft nur wenig Zeit und wir sind oft auf der anderen Seite des Planeten. Aber sicher, ich denke gerne darüber nach.
Ist der Laver Cup der Tod des Davis Cup?
Ich mag die Vergleiche nicht, das sind zwei völlig verschiedene Events. Nein, er ist kein Todesurteil für den Davis Cup. Aber jeder soll seine Meinung sagen, wie er will. Der Laver Cup ist nicht gegen die Tour, sondern nur für das Tennis. Jeder weiss, wie wichtig mir das ist. So habe ich in meiner Zeit im Spielerrat auch wie ein Löwe für bessere Preisgelder gekämpft – für die Frauen gleichermassen.
Können Sie sich einen Laver Cup für Frauen vorstellen?
Darüber müsste ich einmal mit meinem Manager Tony Godsick und seinem Team sprechen. Aber wir wären bestimmt offen dafür. Natürlich! Ich liebe die Frauen in meinem Leben, sie sind wunderbar. Und ich verfolge das Frauen-Tennis, wann immer ich Zeit dafür habe. Also sicher, es würde mich freuen, mich mit einem solchen Projekt zu befassen.
Was halten Sie von der Qualität der Matches hier in Prag?
Ich finde sie grossartig. Ich hatte eigentlich nie Zweifel daran. Wir Tennisspieler sind Wettkampf-Typen. Uns macht das Spiel wesentlich mehr Spass, wenn es um etwas geht, wir wollen immer gewinnen. Rumzublödeln und unkonzentriert sein liegt uns eigentlich nicht. Das Niveau ist hier entsprechend hoch, die Spieler zeigen sich in Top-Form. Ich finde auch, dass ich gut gespielt habe. Mit dem Zustand meines Rückens bin ich sehr zufrieden und fürs erste Mal habe ich mich gut bewegt. Ich bin auch erleichtert – wenn dir eine Gruppe von Superstars zusieht, musst du schon deinen Arsch bewegen ... (lacht)
Wie ist es, von Björn Borg gecoacht zu werden?
Er ist sehr ruhig, hat einen ganz anderen Stil als John McEnroe, der schon vor dem Anlass die Führung des Teams übernahm und entschied, wie alles läuft. Borg passt sich eher an, sagt nichts, wenn es nichts zu sagen gibt. Aber wenn, dann hat es Hand und Fuss. Er vermittelt einem viel Vertrauen und ist ein sehr positiver Mensch. Aber ich bin ein grosser Fan von beiden Captains! Keiner spielte mit soviel Gefühl wie John McEnroe.
Auch die Spieler auf der Bank sind im «Team World» temperamentvoller – ihre Mannschaft wirkt weniger unterhaltsam …
Wir sind halt andere Typen, pflegen eine andere Kultur. Jeder hat seinen eigenen Charakter und das ist gut so. Ich freue mich aber für die vom Rest der Welt, dass sie es so lustig haben.
Lernen Sie Rafael Nadal hier von einer neuen Seite kennen?
Ich kenne seinen Relax-Modus von gemeinsamen Show- und Wohltätigkeits-Events her. Oder als ich ihn bei der Einweihung seiner Tennis-Akademie in Manacor besuchte. Da lernte ich auch seine Familie gut kennen. So neu ist der private Rafa also nicht für mich. Aber wie er sich im Team verhält, wusste ich noch nicht. Er ist fantastisch und gibt alles für seine Leute. Ganz neu wird indes die gemeinsame Doppel-Erfahrung auf dem Platz.
Sie geben ihren Kollegen während dem Match viele Tipps. Wäre der Job als Coach nach der Karriere was für Sie?
Ja, als Trainer für den Nachwuchs gerne, jederzeit. Und ich gebe hier wie auch im Davis Cup gerne Tipps an jüngere Spieler. Aber ich sehe mich nicht als Coach vierzig Wochen im Jahr auf der Tour. Das wäre schwierig mit vier Kindern, die mich zuhause mehr brauchen.
Wäre in Zukunft der Captain-Job was für Sie?
So weit habe ich noch nie nachgedacht. Jetzt konzentriere ich mich vorerst mal auf mein Tennis und meine Familie. Später mache ich mir dann Gedanken über mein Leben danach.