Schon im Juli beendet er seine Saison. Die Spätfolgen des im Januar erlittenen Meniskus-Risses im linken Knie zwingen ihn zu diesem radikalen Schritt. Er verzichtet auf die Olympischen Spiele und die US Open. Mit einem Ziel: Wieder um Titel spielen.
Trotzdem hat Roger Federer (35) klare Vorstellungen davon, was er nach seiner Aktivkarriere machen will. «Ich möchte Vollzeit-Papa sein. Zeit haben für Frau und Kinder», sagt er zum Radio-Sender Europe 1.
Zwar könne er sich vorstellen, als Trainer zu arbeiten, bevorzugt es aber, künftig mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Seine 7-jährigen Töchter Myla und Charlene und die 3-jährigen Söhne Lenny und Leo würden viel Zeit beanspruchen.
Zudem möchte sich Federer nach der Aktivkarriere noch mehr um seine Stiftung kümmern, die sich mit verschiedenen Projekten für Kinder in den ärmsten Teilen Afrikas einsetzt. «Das ist eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt.»
Er ist auf den Geschmack gekommen in diesem Spätsommer. Er war im Appenzell wandern. Genoss die Zeit mit seiner Familie und hatte erstmals seit einem Jahrzehnt einen geregelten Tagesablauf. «Ich weiss genau, wann ich trainiere, wann ich mit Kollegen zum Essen abmachen kann oder wann ich wandern könnte. Das war eine lässige Umstellung zum normalen Alltag der letzten 15 Jahre», sagte Federer vor drei Wochen zum «Tages-Anzeiger».
Auf zum letzten Hurra
Gedanken zum Zeitpunkt seines Rücktritts macht er sich nicht. «Mein letztes Hurra, das könnte Jahre dauern. Ja, ich hoffe, es gibt noch mal ein richtiges Hurra.» Allerdings müsse er zunächst kleinere Brötchen backen. Im November bereitet er sich intensiv auf seine Rückkehr vor, mit fünf bis sechs Trainings pro Woche. «Ich habe das Gefühl, dass absolut noch etwas drinliegt für mich. Sonst hätte ich nicht so eine lange Pause gemacht.»
Bereits vor drei Jahren hat er mit seinem Manager Tony Godsick die Boutique-Agentur «Team 8 Global» gegründet, bei der Spieler wie Juan Martin del Potro (28) und Grigor Dimitrov (25) unter Vertrag stehen. Godsick erzählt gerne diese Anekdote: «Ich scherze immer: ‹Schau, du warst so erfolgreich auf dem Tennisplatz, aber ich verspreche dir, du wirst noch erfolgreicher, wenn du mit Tennis aufhörst.›» Auch das ist also eine Option für Geschäftsmann Federer.
Am liebsten aber läuft er noch immer in den grössten Tennis-Arenen der Welt ein. Auch wenn er erstmals seit 14 Jahren nicht mehr zu den zehn Besten gehört und den 16. Platz der Weltrangliste einnimmt, herrscht überall auf der Welt Gänsehaut-Atmosphäre, wenn er einläuft. Ein Gefühl, auf das er nicht verzichten will. Erstmals soll es am 1. Januar 2017 wieder so weit sein. Mit Belinda Bencic (19) bestreitet er den Hopman Cup in Perth.