Roger Federer gibt Einblick in seine Gedankenwelt
«Ich wäre gerne eine normale Person»

Roger Federer öffnet sich in der Zeitung «El Pais» über das Tennis hinaus. Wer will er gerne einmal sein? Wieso funktioniert bei den Kids sein Pokerface nicht? Und was bedeuten ihm die Frauen in seinem Leben?
Publiziert: 08.05.2019 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2019 um 09:23 Uhr
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Roger Federer öffnet sich in der der Zeitung «El Pais» über das Tennis hinaus.
Foto: Getty Images

Federer über die Möglichkeiten, mit 37 noch besser zu werden...
«Es gibt immer Möglichkeiten, sich ein wenig zu verbessern. Das kann ein Schlag hier oder dort sein, das kann sein, wie du dich organisierst, das kann eine Frage des Nachjustierens sein, das Leben, wie ich mich für ein Match aufstelle, die mentale Vorbereitung, wo ich trainiere ... Es gibt immer kleine Dinge, die man tun kann. Für viele Spieler geht es darum, ein gewisses Niveau zu halten ... Ich versuche immer, auf mein bestes Niveau zurückzukommen. Und das muss man jeden Tag zeigen.»
 
Über seinen Rücktritt...
«Als professioneller Sportler wünschst du dir, aufhören zu können, wenn du es entscheidest. Es kann etwas sein, dass du während den Ferien entscheidest. Es könnte sein, dass du sagst: Ich habe genug gehabt; du gibst eine Pressekonferenz und lässt los. Oder es könnte sein, dass du ein Match spielst und sagst: «Bis hierhin sind wir gekommen.» Ich denke, solange es deine eigene Entscheidung ist, ist es perfekt. Das Wo, Wie oder Wann kann in deinem Inneren wachsen. Ich suche kein Märchen-Ende. Es gibt viele Leute, die denken, dass meine Karriere mit einem perfekten Schluss enden müsste. Ich sehe das aber als der falsche Ansatz. Das wäre eine Enttäuschung. Wenn ich ein Märchen-Ende gesucht hätte, hätte ich schon mehrfach die Gelegenheit dazu gehabt. Aber ich bin diesbezüglich locker und flexibel.»
 
Über seine langjährige Beziehung zu Fans und Medien...
«Zuerst denke ich, dass wir Tennisspieler viel Glück haben. Ich vergleiche es zum Beispiel mit einem Musiker, der eine Welttour macht. Wir gehen dort hin, wo die Fans sind. Wir kommen zu ihnen. Wir machen es jedes Jahr. Ich denke, die Fans sind generell glücklich, wenn du entschieden hast, wieder an ihr Turnier zu kommen. Jetzt ist es Madrid, danach wird es Paris sein; das ist etwas, das sie schätzen und sie werden dir applaudieren. Es ist nicht wie im Fussball, wo sie dich umso mehr unterstützen desto besser du spielst und es aber sein kann, dass sie dich ausbuhen. Im Tennis sind wir uns nicht gewohnt, dass sie dich ausbuhen. Es ist ein Mangel an Respekt, Spieler auszupfeifen oder auszubuhen. Vielleicht wäre es interessant, wenn es häufiger passieren würde.»
 
Darüber, wer er gerne sein würde...
«Ich würde wohl eine normale Person wählen. Wie lebt eine normale Person? Nicht nur für einen Tag, es wäre mir auch eine Woche wert. Die Arbeit müsste nichts Wunderbares, nichts das dich enorm inspiriert, sein, sondern etwas ganz normales. Das ist es, was ich am meisten für meine Familie suche. Wenn wir auf dem Tennis-Circuit auf Tour sind, leben wir in einer Art gesegnetem Wahnsinn, der nicht der Realität entspricht, und wir dürfen es auch nicht als das betrachten. Ich bemühe mich bewusst für meine Frau und meine Kinder, aber es wäre gut, einfach arbeiten zu gehen und danach zu deiner Familie zurückzukehren. Oder wenn du kein hast, einfach etwas trinken zu gehen. Wie wäre es, das tun zu können? Ich kann es mir vorstellen. Es wäre etwas, das ich gerne versuchen würde.»
 
Darüber, wer ihn reizen kann...
«Ich denke, dafür sind meine Kinder besorgt. Sie sind es, die mich wirklich auf die Probe stellen. Ich kann mich gut darauf einstellen, weil ich Tennisspieler bin. Ich bin Sportler und ich denke, ich bin einen Schritt voraus. Doch dann stellt sich heraus, dass es nicht so ist und sie dich erwischen und dann kann ich mein Pokerface nicht mehr aufrechterhalten. Sie sind dir wichtig und wenn dir jemand wichtig ist, kommen Emotionen ins Spiel und das Pokerface schmilzt wie Zucker. So oder so haben sie mit vier Kindern nie einen Moment der Langeweile.»

Über die Frauen in seinem Leben...
«Es gefällt mir, die Frauen in meinem Leben um mich zu haben. Ich habe ja auch eine Schwester, aber keinen Bruder. Meine Mutter war unglaublich wichtig in meinem Leben. Und dann kamen zuerst die Mädchen, dann wollte ich noch mehr Mädchen und die Jungs kamen – aber das macht nichts (lacht). Die Mädchen waren so schön, so süss… Meine Frau war stets eine riesige Unterstützung, eine wunderbare Person. Während dieser langen Karriere hat sie mich immer unterstützt. Sie war die beste Mutter, die beste Ehefrau. Ich habe immer das Gefühl, dass die Frauen viel damit zu tun haben, was ich bin. Ich bin ihnen sehr dankbar.»

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