Roger erfindet Tennis neu
Tödlicher Return

Er ist ein Phänomen. Mit 34 hat Roger Federer nichts an Spielfreude eingebüsst. Und neu den «Halbvolley-Return» erfunden.
Publiziert: 24.08.2015 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 18:03 Uhr
Extrem angriffig - Federer returniert Service fast in der Platzmitte
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:Extrem angriffig - Federer returniert Service fast in der Platzmitte
Von Cécile Klotzbach und Simon Häring

Sein Return? Dazu habe ich keinen Kommentar», sagt Novak Djokovic, nachdem er zur Aggressivität seines Bezwingers befragt wurde. Hoppla, da ist aber einer mächtig genervt – nachdem ihm Wawrinka in Paris den Karriere-Grand-Slam und Federer nun den Golden-Masters-Slam verpatzt hat.

Logisch ist Djokovic frustriert. Im Cincinnati-Final wurde er vom Schweizer regelmässig mit dem neuen Wunderschlag vorgeführt. «Halbvolley-Return» nennen ihn die SRF-Kommentatoren Stefan Bürer und Heinz Günthardt. Federer rückt beim zweiten Service des Gegners bis einen halben Meter hinter die T-Linie vor, nimmt den Ball kurz nach dem Aufprall im Steigflug an und stürmt darauf weiter ans Netz.

Diese Variante der sogenannten «Chip-and-Charge»-Technik passt zur aggressiven Spielweise, die sich wie ein roter Faden durch Federers Spielplan zieht. Knapp die Hälfte aller Bälle schlug er innerhalb des Felds. In Cincinnati, wo die Courts extrem schnell sind, war sie ein voller Erfolg. Feliciano Lopez, Andy Murray, Djokovic – sie alle wurden von Rogers tödlicher Return-Waffe, die er im Hartplatz-Training «aus Jux ausprobierte», überrumpelt und verunsichert.

Genau das war der Plan, erklärt die Weltnummer 2. Den Gegner aus der Balance bringen und seinen Rhythmus brechen. «Ausserdem zwingt es einen, fokussiert zu sein», so Federer. «Ich liebe dieses Offensiv-Tennis. Mal sehen, wie es weitergeht.»

Mit den US Open – die Konkurrenz ist gewarnt. Der Schotte Murray, glaubt allerdings nicht, dass die neue Taktik dort entscheidend sein wird. Die Basis für Rogers Erfolg bleibe sein Aufschlag, meint er, der wie alle anderen letzte Woche zu keinem Break kam – wie Djokovic nicht mal zu einem Breakball.

Experte Günthardt glaubt, dass Federer den Halbvolley-Return in New York wieder anwenden wird. Aber dass der Schlag gleich effizient sein wird, sei nicht garantiert. «Bei den US Open ist der Belag zwar gleich, aber die Bedingungen sind anders. Die Kulisse ist grösser, der Centre Court hat mehr Auslauf hinter den Linien, und es ist oft windig.» Zudem komme es darauf an, wie gut er den Aufschlag des jeweiligen Gegners lesen könne.

Dass er als erneute Zwei erst im Endspiel auf Djokovic treffen kann, sieht Federer nicht als Vorteil. «Ich stand dort seit 2009 nicht mehr im Final.» Und wenn doch, wäre nach der Cincinnati-Show niemand überrascht.

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