Rätselraten bei Federer
«Noch nie solche Schmerzen»

Wegen mysteriöser Schmerzen in der Schlaghand beschäftigt sich Roger in Melbourne gedanklich bereits mit der Niederlage.
Publiziert: 21.01.2015 um 20:39 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:01 Uhr
Von Simon Häring

Schon nach einer Viertelstunde graben sich tiefe Sorgenfalten in Roger Federers Gesicht. Er liegt in seinem Zweitrundenspiel gegen den Italiener Simone Bolelli (ATP 48) mit einem Break hinten. Die australische Sonne jagt das Thermometer weit über 30 Grad.

Und noch viel schlimmer: Federer hat Schmerzen in der Schlaghand. Immer wieder mustert er seinen kleinen Finger. Ballt die Faust und streckt die Hand wieder durch, um die Durchblutung anzuregen. «In der Fingerkuppe hatte ich kein Gefühl mehr, alles fühlte sich taub an. Es begann, immer mehr zu ziehen», sagt Federer. «Je mehr ich daran rumgedrückt habe, desto schlimmer wurde es. Ich hoffte einfach, dass der Schmerz wieder verschwindet oder zumindest nachlässt.»

Auch Physios sind ratlos

Doch das trifft nicht ein. Nach dem ersten Satz zieht er die Notbremse und holt zwei medizinische Betreuer aufs Feld. «Es fühlte sich wie ein Bienenstich an. Einen solchen Schmerz hatte ich noch nie.»

Federer ist ratlos. Aber auch die Physiotherapeuten wissen nicht, wo das Problem liegt. «Wir konnten einfach nichts machen. Wenn sie mir die Stelle einbandagiert hätten, wäre es noch mehr angeschwollen», sagt Federer.

So spielt er einfach weiter. Aber die Nerven liegen blank. Einen Kameramann, der die Szene für die Millionen Zuschauer an den Fernsehbildschirmen einfängt, weist Federer zurecht. «Ich fragte ihn, ob er wirklich so nahe dran sein müsse. Er lag mir ja praktisch im Ohr. In so einem Moment braucht es auch ein bisschen Privatsphäre.»

Der Schmerz ist so unangenehm, dass Federer sich gedanklich schon mit dem Aus beschäftigt. «Ich sah mich schon eine Zweitrunden-Niederlage erklären, ohne zu wissen, was ich sagen soll. Zum Glück musste ich dieses Interview nie geben.»

Sorgen vor nächstem Match

Trotzdem stehen Federer nun bange Stunden bevor. «Der Schmerz ging mit der Zeit zwar weg», sagt er. Das kann aber auch mit dem Adrenalin, das in Stresssituationen ausgeschüttet wird, zusammenhängen, denn dieses unterdrückt das Schmerzempfinden. «Der Finger ist geschwollen, und ich spüre den Schmerz wieder», sagt er nach dem Sieg. «Ich hoffe einfach, es wird nicht noch schlimmer.»

Am Donnerstag trifft Federer in der dritten Runde auf den Italiener Andreas Seppi (30, ATP 46). Bis dann ist die Ursache hoffentlich gefunden – und die Schmerzen weg.

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