Patty Schnyder zwischen Kind und Court
«Ich führe kein Profi-Leben!»

Nach einer langen Pause inklusive Schwangerschaft erklimmt Rückkehrerin Patty Schnyder (38) als älteste Spielerin die Weltrangliste (WTA 257).
Publiziert: 19.07.2017 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:42 Uhr
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Patty Schnyder voll im Saft: Als älteste Spielerin der Tour erklimmt sie die Weltrangliste.
Foto: Keystone
Nicole Vandenbrouck

Besonders ist der Moment ohnehin: Patty Schnyder gewinnt erstmals seit über sechs Jahren wieder ein Spiel auf der WTA-Tour. Nach dem hart erkämpften 2:1 gegen Landsfrau Amra Sadikova (28) in Gstaad BE läuft ein kleiner Blondschopf zur Baslerin. Es ist ihr Töchterchen Kim (2).

«Der Sieg, das ist eine Emotion. Aber wenn dir dann noch ein freudenstrahlendes Kind entgegen rennt, beides hier erleben zu können ist noch spezieller», beschreibt die einstige Weltnummer 7 (2005) ihre Gefühlswelt.

Kim verstehe schon, worum es bei Mamas Tätigkeit geht. «Sie sagt oft, ich solle rutschen und Punkte machen, damit ich gewinne», sagt Schnyder mit einem Lächeln. Ihre Zufriedenheit ist spürbar. Ebenso ihre Ausgeglichenheit, die es vielleicht genau ausmacht, dass die 38-Jährige wieder aufgetaucht ist im Tenniszirkus, von dem sie sich im Mai 2011 frustriert verabschiedet hatte.

«Damals war bei mir keine Toleranz meinen Fehlern gegenüber mehr da», erklärt die Linkshänderin. Eineinhalb Jahre nahm sie keinen Schläger in die Hand, spielte dann plauschmässig in der Bundesliga für den Zweitligisten Braunschweiger THC, «da bekam ich wieder Spass am Tennis». Bevor sich Schnyder wieder dem Sport widmete, ging der Kinderwunsch mit Partner Jan Heino in Erfüllung. «Nach der Schwangerschaft wollte ich unbedingt wieder fit werden und mich bewegen.» Mit Tennisspielen.

Nun erklimmt die Rückkehrerin die Weltrangliste (WTA 257). Und redet über ihren Spass und ihre Leidenschaft, sich mit Profis zu messen. Schnyder betont: «Ich führe kein Profi-Leben!» Vormittags widmet sie sich dem Tennis, Kim wird von einer Tagesmutter betreut. «Die Nachmittage gehören meiner Tochter.» Ausnahmslos wenn irgendwie möglich.

Der Spagat funktioniert. Sportlich hält sie – auch ohne fixen Trainer – mit jüngeren Spielerinnen mit. «Den Ehrgeiz und die Herausforderung zu lieben ist eine Charaktersache.» Keine Altersfrage. Ein Ziel, wohin sie es im Ranking schaffen will, setzt sie sich aber keines. Sondern nimmt Spiel für Spiel, heute das Zweitrunden-Match gegen die Deutsche Antonia Lottner (De, 20, WTA 157).

Was die Tennis spielende Mutter auch gut kann: Nach den Matches abschalten. Nach ihrem emotionalen Sieg in Gstaad wartet im Hotel Kim auf ihr Mami, die ihr noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest und den Schoppen gibt.

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