Papa Bacsinszky
«Ich will Frieden mit Timea»

Timea Bacsinszky lebte ihr Märchen in Paris. Aus der Ferne verfolgt von Igor Bacsinszky, der sich bei SonntagsBlick meldet: «Ich will Frieden mit meiner Tochter!»
Publiziert: 07.06.2015 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:56 Uhr
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2003 noch als Familie vereint: Timea mit Mutter Suzanne und Vater Igor.
Foto: Andreas Blumenthal

Ich bin so stolz auf Timea! Ich liebe meine Tochter und wünsche ihr nur das Beste», sagt ihr Vater Igor Bacsinszky, der jedes ihrer Matches am TV anschaut. «Ich fiebere mit, drücke ihr immer ganz fest die Daumen.» Er ist überzeugt: «Timea kann alle schlagen! Ich kenne meine Tochter, sie hat einen ganz starken Willen, sie ist wie ich.»

Ob Igor Bacsinszky die heutige Timea wirklich noch kennt? Seine Worte wirken befremdend – seit über zehn Jahren haben Vater und Tochter keinen Kontakt mehr.

Erst von ihm befreit, fand die Lausannerin zurück auf die Spur. Früher war sie ein unterdrücktes, unglückliches und verlorenes Mädchen. Heute ist sie eine freie, glückliche und selbstbewusste Frau.

Morgen feiert Timea als stolze Grand-Slam-Halbfinalistin ihren 26. Geburtstag. Wohl mit Familie und Freunden, die sie vor rund drei Jahren vor dem totalen Absturz retteten. Sicher aber ohne ihren Vater.

Wie er zu sein, strebt Timea kaum an. Er sei für sie kein Vater. «Auch wenn ich von seinem Blut bin, kann ich ihn nicht Papa nennen.» Sie beschreibt ihn als tyrannischen Tennistrainer, der sie zum Profi-Sport zwang, ihr nie Liebe gab, dafür täglich Druck aufsetzte, besser zu werden als Martina Hingis.

Wegen ihm brach sie ihre Karriere ab, stürzte sich zur Betäubung in den Ausgang und damit in den freien Fall. Wie diverse andere Tennis-Kinder, die nicht den eigenen, sondern den Traum der Väter leben mussten – darunter Jennifer Capriati, Mary Pierce, Jelena Dokic oder Andre Agassi – sagt sie: «Meine Kindheit war der Horror!»

Harter Tobak, den Igor Bacsinszky als «übliche familiäre Probleme» runterspielt. «Timea ging es immer noch besser als vielen anderen. Wir waren oft in den Ferien, unternahmen viel», so der in der Schweiz wohnhafte Ungare, der sich neu einen zweiten Wohnsitz in Budapest einrichtete. «Ich konnte doch nicht gut finden, dass sie als professionelle Spielerin morgens um 2 Uhr vom Ausgang nach Hause kam.»

Von eigenen Fehlern spricht er nicht. Ebenso wenig scheint er zu hinterfragen, warum seine Tochter – im Gegensatz zu den anderen Kindern Melinda, Sophie und Daniel – nichts mehr von ihm wissen will und sogar Mutter Suzanne zur Scheidung von ihm drängte.

Er bedauert nur, dass alle seine Kontaktversuche – Glückwunschkarten, Neujahrsgrüsse und Vorstösse zu ihrem Umfeld – seit Jahren unbeantwortet bleiben. «Wenn ich in Zeitungen lese, was sie über mich sagt, tut mir das sehr weh», sagt er. Gleichzeitig versäumt er nicht, daran zu erinnern: «Ohne mich wäre sie im Tennis nicht da, wo sie heute ist.»

Für ihn, der bösartig zu ihr gewesen sei, habe sie wohl unbewusst nicht das Letzte gegeben, reflektiert die neue Weltnummer 15 heute. «Ich konnte einfach nicht. Wenn ich gut spielte, hat sich mein Vater in diesem Glanz gesonnt. Das war für mich eine Katastrophe, eine Ungerechtigkeit.» Unter Stan Wawrinkas Ex-Coach Dimitri Zavialoff gibt Timea alles, entfaltet ihr ganzes Talent. Der Erfolg in Paris beschert ihr weltweiten Ruhm und einen Geldsegen von 450 000 Euro – so viel wie sie zuvor in den fünf Monaten dieses Tennisjahres eingespielt hat!

Von allem, was mit ihrem Tennis zu tun hat, wolle er nichts, versichert Igor Bacsinszky. «Ich will die Dinge nicht noch schlimmer machen.» Er will nur eines: Die private Beziehung zur Tochter wiederherstellen. «Es wäre mir so wichtig. Ich bin 68 Jahre alt, wer weiss, wie lange Zeit mir dafür noch bleibt.»

Doch Timea wird sich kaum bei ihrem Vater melden. Sie hat ihr persönliches Drama hinter sich. Für Vater Igor spielt es sich erst heute ab.

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