Pakistani schwärmt in Basel
«Der Sieg gegen Federer veränderte mein Leben»

Doppelspezialist Aisam-Ul-Haq Qureshi (38) ist als Pakistani ein Exote im Top-Tennis. 2009 spielte er bereits wie dieses Jahr in Basel. Er erinnert sich, wie er Roger Federer und Marco Chiudinelli weggehauen hat.
Publiziert: 24.10.2018 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 18:54 Uhr
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Aisan-ul-Haq Qureshi ist in Basel im Doppel dabei.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Marc Ribolla

Aisam-Ul-Haq Qureshi (38) ist der erfolgreichste Einzel- und Doppelspieler der pakistanischen Geschichte und der einzige Spieler seines Landes, der es je in einen Grand-Slam-Final schaffte (US Open, Doppel 2010).

Seit einigen Jahren konzentriert er sich ausschliesslich aufs Doppel, ist aktuell die Nummer 57. In seiner Blütezeit glänzte er 2011 als Weltnummer 8. Ausser ihm gibts im Doppel-Ranking nur noch zwei andere Pakistani, beide noch ein paar Monate älter und jenseits der Top 800. Im Einzel gar keinen.

Auch in Basel ist Qureshi heuer wieder dabei. Der Oldie spielt zusammen mit Griechenlands Jungspund Stefanos Tsitsipas – und schlägt Lindstedt/Martin in der 1. Runde. Es ist erst Qureshis zweiter Sieg überhaupt hier.

Ein lebensverändernder Moment

Den ersten realisierte er bei der Basel-Premiere 2009 mit Jamie Cerretani (USA) – gegen den damals amtierenden Doppel-Olympiasieger Roger Federer an der Seite von Marco Chiudinelli. Ausgerechnet in der Heimat von Roger!

«Das ist der grösste Erfolg meiner Karriere. Und war auf eine Art auch ein lebensverändernder Moment. Seit da konzentriere ich mich statt aufs Einzel aufs Doppel», sagt Quereshi zu BLICK. An den Sieg über Federer erinnert er sich noch lebhaft.

Qureshi verzichtet 2009 wegen den Swiss Indoors auf die Hochzeit seines besten Freundes.
Foto: BENJAMIN SOLAND

«Ich sagte ihm am Netz, dass es eine grosse Ehre gewesen sei, zusammen mit ihm auf dem Court zu stehen», erklärt Qureshi. In der Nacht zuvor habe er gebetet, dass er irgendwie Federer schlagen könne. «Dass das tatsächlich passiert ist, ist bizarr.»

Dabei ist sein Auftritt in Basel 2009 gar nicht geplant gewesen. Weil aber kurzfristig drei Doppel-Teams absagen, rückt Qureshi nach. Er erfährt es während der mehrtägigen Hochzeitsfeier seines besten Freundes! Ein Dilemma.

Weil die Auslosung schon bekannt ist, weiss er, dass Superstar Federer der Gegner ist. «Mein bester Freund hatte Verständnis für diese spezielle Situation. Wenn du gegen Roger spielen kannst, musst du es tun», sagt Qureshi.

Qureshi ist UNO-Botschafter

Dieses Jahr trifft er den Maestro beim Training in Basel am Montag wieder inklusive Selfie! Er ist beeindruckt vom Schweizer. Federer sei ein grosses Idol. Auch bezüglich seines Alters.

«Wenn er im Einzel noch so erfolgreich ist, kann ich es im Doppel auch noch lange versuchen», will der motivierte Qureshi nichts von einem Rücktritt wissen. Er möchte den jungen Pakistani als Vorbild dienen. Wegen eines über zehn Jahre langen politischen Boykotts von internationalen Sportveranstaltungen in Pakistan, der mittlerweile gelockert ist, ist in vielen Sportarten praktisch eine ganze Generation verloren gegangen.

«Meine Bekanntheit erlaubt es mir aber, mich sozial zu engagieren. Denn Tennis ist bei uns nicht so verbreitet», sagt Qureshi, der in der Hauptstadt Lahore lebt und Botschafter des UNO-Entwicklungsprogramms ist.

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