Vor etwas weniger als zwei Jahren ist Novak Djokovic auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er hat soeben die French Open zum ersten Mal gewonnen, alle vier Grand-Slam-Titel inne, die Chance auf den richtigen Grand Slam (alle GS-Titel im gleichen Jahr) und gar den Golden Slam (alle GS-Titel inkl. Olympia-Gold).
Dann folgt der tiefe Fall des Serben. Seit seinem Triumph in Paris gewinnt er drei Turniere: 2016 in Toronto, wo aufgrund von Verletzungen Rafael Nadal und Roger Federer fehlen und 2017 die beiden ATP-250-Turniere in Doha und Eastbourne. Djokovic trennt sich von seinem Staff. Der «Guru», Mentaltrainer Pepe Imaz, bleibt an seiner Seite.
Auch Federer brauchte nach Schlägerwechsel Zeit
2018 macht Djokovic dort weiter, wo er aufgehört hat: in der Krise. «In meinem Kopf finden immer noch Kämpfe statt», sagt Djokovic in Indian Wells. Der Serbe hat sich offensichtlich noch nicht von seinen Verletzungen erholt. Das grösste Problem dürfte aber im mentalen Bereich liegen. Auch seine Coaches Andre Agassi und Radek Stepanek gehen wieder eigene Wege. Mit ihnen aber traf der Djoker noch eine bedeutende Entscheidung: Er wechselte vor einigen Wochen das Racket!
Ein anders bespannter Schläger soll nun wieder auf die Siegesspur führen. Wir erinnern uns: Auch Federer befreit sich aus seiner Krise mithilfe eines grösseren Schlägerkopfs – und hat damit endlich die Topspins von Nadal auf seine einhändige Rückhand im Griff.
Noch bleibt ein solcher Effekt bei Djokovic aus. In Monte Carlo verliert er gegen Thiem (24, ATP 7) in den Achtelfinals – gewiss, das ist keine Schande. Diesen Mittwoch der nächste Rückschlag: Nole verliert in der Startrunde von Barcelona gegen Martin Klizan (28), einen Qualifikanten und die Nummer 140 der Welt.
«Auch Roger brauchte Monate …»
Er bereut den Schlägerwechsel deshalb nicht. «Je länger ich spiele, umso wohler fühle ich mich damit. Auch Roger brauchte Monate, bis er mit seinem neuen Racket zurecht kam», erklärt Djokovic, der sich mit einer offeneren Besaitung eine Verringerung des Kraftaufwands und Entlastung seines empfindlichen Ellbogens erhofft. «Es sind minimale Änderungen, aber in unserer Welt sind sie sehr signifikant.»
Von grosser Bedeutung dürfte ebenfalls sein, dass er seinen alten, vertrauten Coach Marian Vajda zurückgeholt hat. Für Stan Wawrinka «die beste Entscheidung», wie dieser kürzlich in einem Interview sagte. Wenn es einer weiss, wie sich der Teufelskreis nach Erfolgen, Verletzungen und fehlendem Vertrauen anfühlt, dann der 32-jährige Romand. Stan ist überzeugt: «Mit seinem altbewährten Trainer findet Novak wieder auf die Spur zurück.»