Mai 2003: Die Krankenakte des 16-jährigen Rafael Nadal erhält ihren ersten Eintrag. Im Training verletzt sich der Spanier an der linken Schulter und kann deswegen nicht bei den French Open antreten. 13 Jahre später hat nur noch sein Vertrauensarzt, Angel Ruiz-Cotorro, den Überblick. Rücken, beide Knie, das rechte Handgelenk, der Oberschenkel, das linke Fussgelenk – es gibt kaum ein Körperteil, das dem neunfachen French-Open-Sieger noch nie Probleme bereitet hat.
Am Freitag um 16.53 Uhr folgt der nächste Eintrag in Nadals Krankenakte. Wegen einer akuten Entzündung der Sehnenscheide am linken Handgelenk muss er bei den French Open aufgeben. Erstmals seit 2004 findet die zweite Woche der French Open ohne den Sandkönig statt.
«Das ist der schwierigste Moment meiner Karriere», sagt Nadal. «Das Problem begleitet mich schon seit Wochen, aber es wird immer schlimmer.» Schon in der Runde zuvor spielt er mit einer Spritze, die seine Schmerzen stillt, ihm aber auch das Gefühl nimmt. Doch am Tag darauf geht nichts mehr.
«Die Sehne ist stark entzündet. Meine Ärzte haben mir gesagt, dass sie reissen könnte, falls ich weiterspiele», sagt Nadal. Weitere Injektionen seien zu riskant. Zu oft hat Nadal die Grenzen schon überschritten. Wie vor zwei Jahren in Basel, als er mit entzündetem Blinddarm spielte. «Es ist unmöglich, dass ich das Turnier hier gewinne.» Und wenn er das nicht könne, gebe er lieber auf.
«Verletzungen sind Teil meiner Karriere», sagt Nadal. Obwohl er sein Handgelenk derzeit kaum bewegen kann, bleibt er jedoch optimistisch. Eine Operation sei nicht vorgesehen, und er hoffe, er müsse nur ein paar Tage pausieren.
Ob er in Wimbledon (ab dem 27. Juni) antreten kann, will Sandkönig Rafa indes nicht beantworten. «Ich weiss nur, dass ich erst dann wieder spiele, wenn ich gesund bin.»
Ganz gesund – das wird Rafael Nadal wohl nie mehr.