Als Rafael Nadal den Tennis-Thron wieder besteigen konnte, war für viele klar, dass es eine Machtübernahme auf Zeit ist. Wegen seiner starken Sandplatzsaison aus dem Vorjahr darf er auf der roten Asche praktisch kein Spiel verlieren. Nur in Rom hat er wegen dem Viertelfinal-Out 2017 etwas Luft. Unmöglich, so der Tenor.
Nach dem ersten Sand-Turnier sieht die Sache ganz anders aus. Nadal zerstört seine Gegner auf dem Weg zum 11. Titel in Monte Carlo. Keinen Satz gibt der Spanier ab, durchschnittlich gesteht die Weltnummer 1 seinen Kontrahenten nur zwei Games pro Satz zu. Mittlerweile ist Nadal saisonübergreifend bei 36 gewonnen Sätzen auf Sand in Serie angekommen!
Nadal, der diese Woche in Barcelona seinen Titel verteidigen will, ist dominanter denn je. Die Chancen, dass Federer quasi im Liegestuhl zurück auf den Weltranglisten-Thron kehren kann, sind stark im Sinkflug nach Nadals Darbietung im Fürstentum.
Die grosse Frage ist, wer Nadal stoppen soll. Momentan scheint keiner dazu in der Lage. Mit Dominic Thiem, Grigor Dimitrov und Kei Nishikori traten drei namhafte Gegner an in Monte Carlo. Sie alle waren komplett chancenlos.
Del Potro, Isner oder Wawrinka?
Auf wem ruhen also die Federer-Hoffnungen? Juan Martin Del Potro könnte ein Kandidat sein. Zwar hat er auf Sand bisher noch nie grosse Stricke zerreissen können, aber der Argentinier ist einer der heissten Spieler der Saison. Die Sand-Saison nimmt er in Madrid (ab 6. Mai) in Angriff.
Ein möglicher Bezwinger von Nadal ist sicher auch Novak Djokovic. Wenn der Serbe zurück zu alter Form findet, kann er Federer auf den Thron hieven. In Monaco hat er bereits deutliche Aufwärtstendenz gezeigt gegenüber Indian Wells und Miami. In Barcelona könnte es diese Woche zum Duell kommen.
Oder John Isner? Der 2,08-Gigant hat Nadal an den French Open schonmal über fünf Sätze gezwungen. Als Aufschlag-Riese ist er für jeden Gegner jeder Zeit gefährlich. Diese Woche in Barcelona fehlt er noch.
Alex Zverev? Hat in Monaco ein gutes Turnier gespielt, zog im Halbfinal gegen Nishikori knapp den Kürzeren. Wenn er jetzt auch noch den Aufschlag hinbringt, der ihn diese Woche im Stich gelassen hat, ist ihm einiges zuzutrauen. Er macht Pause bis Madrid, um ausgeruht anzugreifen.
Doch Dominic Thiem? Zwar war der Österreicher diese Woche chancenlos. Doch er ist der letzte Spieler, der Nadal auf Sand bezwungen hat. Im Vorjahr kegelte er ihn in Rom im Viertelfinal aus dem Turnier. Kommt Thiem in Fahrt, kann er Nadal das Wasser reichen. In Barcelona könnte es zum Final-Duell kommen.
Und zu guter Letzt muss auch Stan Wawrinka erwähnt werden. Der Romand befindet sich auf dem Weg zurück auf die Tour. Ab 6. Mai in Madrid will er wieder angreifen. Nach eigener Aussage ist der letztjährige French-Open-Finalist und Sieger 2016 wieder auf «sehr, sehr gutem Niveau».
Nadal ist auf einer Mission
So vielseitig die Liste der potenziellen Herausforderer auch ist: Am Ende hängt es wohl von Nadal selbst ab. Wenn der 31-Jährige das Niveau von Monaco durchziehen kann und gesund bleibt, dann ist er fast unbezwingbar. Und nichts anderes hat Nadal vor.
«Es ist jetzt nicht der Moment, innezuhalten und mental abzuschalten. Es ist der Moment, fokussiert zu bleiben», sagt er nach seinem Triumph. Nadal ist auf einer Mission. «Die Art und weise, wie ich die Spiele diese Woche gewonnen habe, ist sehr positiv. Es gilt jetzt, so weiterzumachen und das ist auch mein Ziel.»